Mittwoch, 27. März 2013

Was bleibt ...

"Leben ist Bewegung und Veränderung" - dieser Spruch zierte die Einladung zu meinem letzten runden Geburtstag.

Veränderungen sind gut und wichtig, vor allem, wenn es sich um Verbesserungen (und nicht um "Verschlimmbesserungen") handelt.

Am Dienstag fuhren mein Hund und ich mit der Bahn. Die Fahrkarten in Konstanz wollte ich schnell am Automaten kaufen, denn am Schalter stauen sich meist die komplizierten und viiiel Zeit in Anspruch nehmenden Fälle. Wir wollten ja nur mit dem Nahverkehr nach Hause. 

Ein Erwachsener, ein Kind (= Hund; halber Fahrpreis) nach Allensbach. Klick - klick - klick ... den Erwachsenen eingegeben.  2,30 Euro. Weiteren Fahrschein hinzufügen - klick - klick- klick ...  Mist! auch 2,30 Euro, obwohl ich Kind gedrückt hatte. Noch einmal zurück, das selbe Ergebnis. :-(

Da trat von hinten, fast ein wenig schüchtern, *Superman* hinzu, in Gestalt eines ca. sechzigjährigen Bahnbeamten mit schütterem Haar und Brille, der extra dazu abgestellt worden war, den Automatenbetrieb zu beobachten und, wenn nötig, helfend einzugreifen.  Klick - klick- klick ... nur er kennt den Trick, wie aus dem Vollzahler ein Kind (=Hund!) wird. Ich lächelte ihn an, meinen Helden, während ich glücklich war, die insgesamt 3,60* Euro in Münzen einwerfen zu dürfen. Klack -klack ... So, wie ich die 2-Euro-Münze oben hineingeworfen hatte, fiel sie auch wieder unten heraus. Ich rede vom Automaten, nicht von *Superman*. Der lächelte milde zurück, sein Gesichtsausdruck sagte wortlos, aber deutlich Anfängerfehler, während er mich mit Handzeichen ermunterte, das 2-Euro-Stück erneut einzuwerfen. 

Nö! Jetzt bin ich bockig ... Das sagte nicht ich, sondern der Automat, der nicht bereit war, seinen verschlossenen Münzeinwurfschlitz wieder zu öffnen. Fast rechnete ich damit, dass er auch noch mit dem Fuß aufstampfte, um diesem seinem Willen mehrt Bedeutung zu geben. Der Automat, nicht *Superman*. 

Plötzlich, und hier kam der wirkliche Supertrick, schnellte die Hand des Supermannes nach vorn, klick - klack -klick - klock ... weder waren meine Augen in der Lage, seinen superschnellen Bewegungen zu folgen, noch mein Hirn, sich die Reihenfolge der Tastenkombinationen zu merken. 

Aber, 3,60 Euro sollte ich zahlen, der Münzschlitz war frei und nahm ohne Widerspenstigkeiten mein Kleingeld an. Fanfarenklänge wären angebracht gewesen, mindestens. Sollte ich der Bahn mal vorschlagen.

*Superman* streichelte den Hund. Er lächelte wieder milde und fast schon ein wenig papstig (aber nein, dafür war er viel zu jung) und entfernte sich unauffällig, um von seinem Beobachtungsposten auf den nächsten, Superkräfte erfordernden, Einsatz zu warten.

Als ich endlich im Zug saß, erinnerte ich mich daran, wie Fahrkartenkaufen in meiner Kindheit funktionierte: Das gab es Pappkärtchen, die vom Bahnbeamten in eine Art Metallschlitten gesteckt wurden. Es wurde eine Taste bewegt, auf der der Ort stand, zu dem man wollte. Ratsch - mit Schwung wurde der Schlitten dorthin geschupst, Wums - ein großer Hebel bewegt, das Pappkärtchen fiel bedruckt in ein glänzendes Metallschälchen. Für eine Kinderkarte schnitt der Bahnbeamte damals einfach mit einer großen Schere das untere Drittel der Karte schräg ab. Zeitdauer? Eine Minute, wenn überhaupt. Die *Superman*Aktion dagegen nahm mehr Zeit in Anspruch, als das Lesen dieses Blogbeitrags. 

Wozu ist also ein Fahrkartenautomat gut, wenn ihm ein *Superman* zur Seite stehen und unter die Arme greifen muss? Ich glaube ja, der nette Beamte hätte mehr Spaß am Ratsch -  Wums der alten Fahrkartendruckmaschine, als an seiner Rolle als klick - klack -klick - klock -*Superman* 
Billiger und schneller wäre es auch ...

Ja, Leben ist Bewegung und Veränderung, ich weiß. Aber eine Konstante gibt es in meinem Leben, zumindest in den letzen acht Jahren. 
Kinder gingen ins Ausland, kamen wieder, zogen ganz aus. 
Jobs änderten sich - aus Verkaufen wurde Verkaufen und Beraten. Als es Verkaufen und Verraten werden sollte, spielte ich nicht mehr mit. Jetzt schreibe ich. Mehr nicht. ;-)
Eine solide Wohnung wurde gegen eine bunte Wohnung getauscht, die wieder gegen eine kleine, dafür aber am Bodensee, bis zuletzt der D...hof Zuhause wurde. 
Prinzen kamen, blieben eine Weile und gingen, nachdem sie wieder Frösche geworden waren. Bis endlich der eine kam, der Richtige, für immer ...
Was blieb? All die Zeit? Wer war immer mit dabei? Zog in jede Wohnung mit, erkannte jeden Frosch viel früher als ich, begleitete mich zu jedem Job? Die einzige Konstante meines Lebens in den letzten acht Jahren ist ... mein Hund. Dass *Superman* ihn streichelte, hat er also mehr als verdient.

Wenn ich mir zum nächsten runden Geburtstag etwas wünschen dürfte, so wären das mehr Konstante in meinem Leben. Mindestens Prinz, Job und Wohnung sollten so bleiben, wie sie sind. Dann hätte auch der Hund seine Ruhe.

* Wer mitgerechnet hat, weiß natürlich, dass 2,30 und die Hälfte von 2,30 nicht 3,60 ist. Aber das ist eben höhere Bahnmathematik. ;-)

Freitag, 15. März 2013

Arbeitsurlaub ;-)

Mr. J. ist beim Kunden und ich sitze hier im Arbeitszimmer, lasse mich zur Abwechslung von der französischen Muse küssen und feile am "Leberwurstmörder". Natürlich nicht den ganzen Tag. Dafür sorgt schon der Hund, der ebenfalls mitdurfte und auf mehrere tägliche Gassi-und-den-Katzen-hinterher-schnüffel-Runden besteht.
Auch mir gefällt es sehr, durch die Altstadt zu laufen, die aussieht wie die Kulisse eines im Mittelalter spielenden Filmes.
Die Menschen kommen mir freundlicher und höflicher vor und überschlagen sich fast, wenn sie merken, dass eine Deutsche sich müht, Französisch zu sprechen (Wobei es wirklich mehr Mühen als Sprechen ist) Bei der Bäckersfrau bekam ich gleich eine Gratislektion und weiß nun, dass Baguette und Baguette traditionelle um Himmelswillen und überhaupt nicht das Selbe sind! Und wenn man fußlahm und Kaffeedurstig un Café bestellt und hofft, auch so eine schöne große Tasse voll, plus das Glas Wasser zu bekommen, mit dem all die anderen Menschen auf der Terrasse in der Sonne sitzen, irrt man. Es gibt nur einen Espresso. Auch lecker, aber viel zu klein und ohne das Glas Wasser. 
Viel Spaß macht es, mit Fotomodell-Teddy an interessanten Plätzen anzuhalten. Während Teddy vor lauter Übermut auf Bäume und Bauzäune klettert, zaubert er den vorübereilenden Passanten ein Lächeln ins Gesicht. ;-) 

Mir ist aufgefallen, dass es hier sehr viele Tabak-Lotto-Presse-Bars gibt. Wenn Du bei einem dieser meist winzigen und muffigen Läden aus der Tür trittst, siehst Du meist schon den nächsten. Wie (über-)leben die??? Ebenfalls auffällig sind die Schusterläden. Zwar werden dort, wie in Deutschland, auch Schlüssel angefertigt. Aber es stehen auch wahnsinnig viele Schuhe dort und warten auf Reparatur oder Abholung. Haben die Franzosen bessere Schuhe, bei denen sich das Reparieren lohnt? Bei uns ist neu kaufen ja manchmal billiger ...
Dieser Hund war heute sehr brav und wartete schwanzwedelnd vor der offenen (!!!) Tür des Metzgerladens auf seine Besitzerin. Gut, dass ich Rika an der Leine hatte, die wäre glatt "shoppen" gegangen.
 Ich liebe die kleinen, verwinkelten Gassen der Altstadt! Darum finde ich es auch gar nicht schlimm, wenn einige sich als Sackgassen entpuppen und ich nach drei Ecken in irgendeinem Hof stehe. Dann kehren wir eben wieder um und schauen uns alles noch einmal aus der anderen Richtung an.
Das war heute meine "Beute" auf dem großen Wochenmarkt Marché des Jacobins. Darum verabschiede ich mich nun und werde daraus ein leckeres Abendessen zaubern. 

Mittwoch, 13. März 2013

Große Glocke und kleine Glocken

Heute schreibe ich euch aus Frankreich. Mein Liebster musste nach Le Mans und ich durfte ihn begleiten. Während er beim Kunden hart schuftet, sitze ich im extra Arbeitszimmer unseres Appartements und schreibe. Und nicht nur das ... Doch dazu später mehr.

Die plötzliche Rückkehr des Winters hat auch vor der Deutsch-Französichen Grenze nicht halt gemacht. So hatten wir hier gestern Schneegestöber, minus 5 Grad in der Nacht und heute früh auf der Straße war es so glatt, dass ich nur durch wilde Hampelei mein Gleichgewicht wiederfinden konnte.

Die Natur ist hier schon viel weiter, als am Bodensee. Die Sträucher haben kleine, grüne Blätter, die Osterglocken und Forsythien blühen und ich sah sogar Hortensien, die grüne Blätter trugen. Und über allem - Schnee und Eis.
Forsythien im Schnee

 Aus Osterglocken wurden Schneeglöckchen :-(

Uralte Häuschen überall in der Altstadt.

Direkt vor unserem Haus fährt die Straßenbahn vorbei. Allerdings so leise, dass sie nicht stört. Nur ein leiser und sehr angenehm klingender Glockenschlag kündigt sie an.

Da ich es nicht an die große Glocke hängen will und wir hier ja unter uns sind, verrate ich Euch etwas. Hach, ich hab jetzt noch Herzklopfen! Heute rief mich eine freundliche Dame von den Lübecker Nachrichten an. Sie bringen am Wochenende einen größeren Artikel über Selfpublishing und neue Autoren aus dem Norden. Dafür hat sie mich interviewt und ich werde nun (ein kleiner) Teil des Textes sein. Falls Ihr also die Lübecker Nachrichten oder die Ostseezeitung am nächsten Wochenende irgendwo seht, schaut mal rein in die Wochenendbeilage ... 

Donnerstag, 7. März 2013

Zwei Hunde

Heute war ich mit zwei Hunden joggen. Wer mich kennt, weiß, dass ich einen Hund habe - Rika, eine sehr rennfreudige Deutsch Drahthaar Dame. Sie war sofort begeistert, als sie mich die Joggingschuhe anziehen sah. Ich nehme sie gern mit zum Laufen, denn man weiß ja nie, wem man im Wald so begegnet.

Den zweiten Hund hatte ich nicht eingeladen, er kam einfach so mit. Wollte mich zunächst schon am Loslaufen hindern. Als das misslang, sprang er mir vor den Füßen herum und zwang mich, kleine Schritte zu machen. Ich versuchte zunächst, ihn zu verscheuchen. Rief: "Geh weg!"
Als das nichts half, ignorierte ich ihn, so gut es ging. Schaute woanders hin, freute mich am Frühling, an den Schafen auf der Weide und den Schäfchenwolken am Himmel. Oben Schafe und unten Schafe. 
Im Wald roch es endlich wieder nach Wald und nicht nach Schnee. Rika schnüffelte und sprang freudig herum. Der andere Hund schien sie nicht zu stören, aber mich nervte er fürchterlich. Trotzdem versuchte ich weiterhin, ihn so gut wie möglich zu ignorieren. 

Der Blick über den Bodensee, als ich aus dem Wald herauskam, war herrlich. Kurzzeitig verschwand sogar der zweite Hund und ich lief locker und leichtfüßig den Hügel hinab. Aber kaum ging es aufwärts und in den Wald hinein, war er wieder da. Es wurde immer schlimmer mit ihm. Er knurrte missmutig, brachte mich einmal zum Stolpern und ein zweites Mal beinahe zu Fall. Fast schien es mir, als hinge er an meinem Knie und wollte mich zwingen, eine Pause zu machen. Aber ich biss die Zähne zusammen und versuchte weiter tapfer, ihn zu ignorieren. 

Auf den letzten Metern der Runde gab er noch einmal alles, jetzt konnte ich spüren, wie sich seine Zähne immer tiefer in mein Knie gruben, sah seine Augen böse funkelnd zu mir aufblicken. Er wollte um jeden Preis gewinnen. Ich auch. Die letzten Meter hatten schon fast etwas Triumphales. Denn ich wusste, gleich wäre es soweit ... 

Und dann war ich am Ziel. Ziemlich k.o. aber lächelnd steckte ich ihm die Zunge heraus, denn ich hatte ihn besiegt - meinen inneren Schweinehund.

Montag, 4. März 2013

Jo Jansen

Jo wer? Nie gehört. 
Und das ist auch gut so!

Denn für mein neues Buch sollte ich mir ein Pseudonym zulegen, meinte der Verlag. Mein echter Name wäre zu schwierig, die Leute würden sich verschreiben und mich und meine Bücher nicht finden. 
Nun ja. Liselotte(rie) kam irgendwie nicht in Frage, da es mir zu rosamundepilscherig klingt. Zumindest als Autorenname auf einem Buchcover. Hansen hätte ich gern genommen, aber der Name wird von diversen Sängern, Schauspielern und Autoren bereits so fleißig verwendet, dass alle Kombinationen mit mir angenehmen Vornamen bereits vergeben waren. 

Also, einfach mit im Hinterkopf behalten Jo Jansen ;-) Und wenn Euch ein Buch von ihm begegnet, dann wisst Ihr, von wem es kommt ...

Ansonsten bin ich gerade sehr verliebt. In meinen Liebsten ja sowieso, aber seit heute auch in das wunderschöne Frühlingswetter. Wie habe ich die Sonne auf der Haut vermisst! Heute konnte ich im Garten bereits den Rhabarber sprießen sehen, ebenso strecken Küchenschelle, Lupine und all die Frühblüher ihre grünen Blättchen der Sonne entgegen. Die Schneeglöckchen bimmeln und die Krokusse küssen. Und Rika, die Hundedame, lag heute bereits stundenlang auf der Wiese und ließ sich von der Sonne das Fell wärmen. Sie ahnt ja nicht, dass in dem oben erwähnten Buch sie die Hauptrolle spielt ;-)