Dienstag, 30. Juni 2015

Charlie hinterm Regenbogen

Momentan ist es sehr beliebt, sein Profilfoto auf Facebook mit den Regenbogenfarben zu überziehen. Als Zeichen, dass man nichts gegen Homosexuelle hat und die gleichgeschlechtliche Ehe gutheißt. Im Januar dieses Jahres war es ebenso "in", sein Profilfoto durch den Spruch "Je suis Charlie" zu ersetzen. Als Symbol, dass man gegen Terror ist und den feigen Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo, bei dem mehrere Menschen starben, verurteilt. 

Natürlich bin auch ich gegen Terror und Gewalt. Besonders gegen Gewalt und Unterdrückung, die unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit daherkommen, weil sie ihre eigene Religion als einzig wahre ansehen. Ich bin für die Liebe, unabhängig vom Geschlecht. Und ich finde es schön, wenn Menschen, die sich lieben, heiraten. Egal, ob einer oder beide Mann oder Frau sind. Aber ich bin weder Charlie gewesen, noch habe ich mein Profilbild regenbogenbunt gefärbt. Warum?

Solche Aktionen sind in meinen Augen genau so lange wirkungsvoll, wie sie provozieren oder der Hauch einer Rarität sie umweht. Sobald jeder Hans und Franz sich Charlie nennt und Nicht-Regenbogen-Bild-Inhaber sich gar fragen lassen müssen, ob sie gegen die gleichgeschlechtliche Ehe wären, bleibt von der Besonderheit so viel übrig wie vom Mäh eines Schafes innerhalb einer mähenden Schafherde. 

©Jo Jansen


P.S. Mein liebstes Profilfoto bei Facebook, schon seit langem. Dass der Hintergrund an einen Regenbogen erinnert, ist reiner Zufall. ;-)