Dienstag, 26. Februar 2013

Das Monster


Monster sind plötzlich da, jagen uns einen Schreck ein, bleiben eine Weile, um sich an unserer Angst zu ergötzen und dann … verschwinden sie wieder, nur um irgendwann erneut aufzutauchen und uns mindestens genauso zu erschrecken. Beim zweiten Mal ist der Schreck meist sogar noch größer, denn waren wir doch, beim ersten Verschwinden des Monsters, der irrigen Hoffnung gewesen, dass sein Auftauchen ein Versehen gewesen sein könnte, es sich sozusagen nur in der Tür geirrt hätte und eigentlich die Nachbarn von gegenüber besuchen wollte.

Unterschätze nie ein Monster! Es weiß genau was es tut und zu wem es will. Denn es ist ein Wesen, das sich von Deinen innersten, verborgensten Ängsten nährt und daher genau weiß, wie es Dich - und nur DICH – bange machen kann.

Nehmen wir einmal mein ganz persönliches Schreckensmonster. Es nennt sich „Hilfe, mir fällt nichts mehr ein“ oder kurz Schreibblockade. Klingt so ähnlich wie Schokolade, ist aber überhaupt nicht lecker. Und es kann hier im Hause nur mich erschrecken. Meinem Nachbarn würde es nur ein müdes Lächeln abringen, wenn es vor seinen Sessel spränge, in dem er gerade die Sportschau sieht und riefe „Buh! Ich bin eine Schreibblockade!“ „Na und“, würde Peter, der Lastwagenfahrer, sagen, „ich wollte heute eh nix mehr schreiben.“ Und seine Frau steckte dem Monster wahrscheinlich sogar die Zunge aus „Ätsch, Einkaufszettel ist schon fertig geschrieben, mehr schreib' ich heute auch nicht.“

Nein, so dumm ist ein Monster nicht. Es arbeitet sehr effizient. Es kommt nur zu dem, den es mit Sicherheit zu erschrecken weiß. So ein Schreibblockadenmonster zeigt sich ja dadurch, dass es auf meinem Schreibtisch hockt, mit Unmengen von Kaffee und Keksen gefüttert werden will und mich dabei in dem Glauben lässt, dass es gleich wieder verschwindet, wenn ich ihm nur all seine Wünsche erfülle. In Wirklichkeit genießt es diesen Zustand des Verwöhntwerdens und tut alles, um so lange wie möglich bleiben zu können. Es kleckert mit dem Kaffee, dass ich aufspringe und sofort einen Lappen hole, bevor das Holz des Schreibtischs hässliche Flecken bekommt. Es bröselt Kekskrümel in die Tastatur meines Notebooks, sodass die Leertaste plötzlich klemmt und ich sofort den Staubsauger holen muss. Es lässt Schmutzwäsche und Schmutzgeschirr sich schreiend in mein Gedächtnis bohren, als hinge mein Leben davon ab, unbedingt sofort die Waschmaschine anzustellen oder die Spülmaschine auszuräumen. Ja, es zieht sogar den in seinem Körbchen schlafenden Hund am Schwanz, sodass er jaulend zu mir gelaufen kommt und ich denke, die arme Fellnase muss unbedingt Gassi gehen. Jetzt sofort. Nun kann es sein, dass das zottelige Vieh, also das Monster, nicht mein Hund, immer noch auf dem Schreibtisch hockt, wenn ich von der Gassirunde zurückkomme. Dann beginnt das Spiel von vorn, siehe oben. Einzig hilfreich scheint mir, es zu ignorieren. Das fällt schwer, sehr schwer, denn das Monster schreit ja förmlich danach, sofort bedient zu werden. Und genau das ist sein wunder Punkt. Warten mag es nämlich gar nicht. Wenn ich einfach drauflos schreibe und nicht ständig auf seine Bedürfnisse schiele, dann wird dem Scheusal langweilig und es verschwindet. Einfach so. Bis zum nächsten Mal.

Das wirft eine ganz andere Frage auf. Was macht ein Monster in seiner Freizeit? Liegt es auf der Wiese unterm Apfelbaum und denkt sich Wolkentiere aus? Wäscht es seinen Monsterpelz heimlich in meiner Waschmaschine mit und lässt dabei einzelne Socken meines Liebsten verschwinden? Oder arbeitet es im Nebenjob im Supermarkt und sorgt dafür, dass die Verkäuferinnen und Kassiererinnen auch wirklich nicht lächeln? Vielleicht sollte ich ihm einfach ein Quer-durchs-Land-Ticket der Deutschen Bundesbahn schenken und hoffen, dass es irgendwo anders aussteigt und nie wieder zu mir zurück findet. Damit bleibt nur noch eine letzte Frage übrig: Würde ich es vermissen?

1 Kommentar:

  1. Oh Uta dieses Schokoladen bzw. Schreibblockadenmonster kenne ich auch.Die letzte Zeit denke ich, es hat mich fest in Griff, wie schafft es, dass es auch noch bei dir ist? Das mit der Fahrkarte quer durch Deutschland wäre ja mal eine Ideee. Aber vielleicht mag es auch Wärme lieber und wir sollten es ans Mittelmeer schicken. TBZ

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