Donnerstag, 6. August 2015

Bunt statt Braun

Im Moment scheint Deutschland in zwei Lager geteilt. Die eine Seite heißt Menschen willkommen, die vor Bomben flohen, deren Existenz zerstört wurde, die um ihr Leben fürchten und in ihrem ehemaligen Land keine Heimat mehr haben. Die anderen Deutschen empören sich, dass die Flüchtlinge sogar Handys haben und dass man doch bitte erst deutsche Kindergärten und Altenheime renovieren solle, bevor man Flüchtlingsunterkünfte baue. Da werden dann gern auf Facebook "schlaue" Sprüche ganz rechter Parteien oder Organisationen geteilt, mit der Begründung: Hier haben sie aber wirklich recht! 

NEIN! Haben sie nicht! Wer dumme Parolen nachplappert, lässt sich als (Wahlkampf-)Werkzeug missbrauchen. Von den Nachfolgern derer, die Schuld daran sind, dass meine Großeltern Flüchtlinge waren, die Haus und Hof zurücklassen mussten und am Ende nur das nackte Leben und einen Rucksack mit fast nichts hatten. Sie kamen in Deutschland an, als es hier allen schlecht ging. Als Lebensmittel rationiert wurden, Häuser kaputt waren, die Menschen hier selbst nicht genug zum Leben hatten. Alle gemeinsam haben Deutschland wieder aufgebaut.

Heute haben wir einen der höchsten Lebensstandards weltweit. Und wollen auf unserer "Insel" Deutschland hocken bleiben, nicht teilen, denn dann bliebe für uns ja weniger?

Ich schreibe hier nicht als politischer Mensch, sondern einfach als Mensch. Stellt Euch vor, Euch würde es so gehen, wie den Menschen anderswo auf der Welt. Eure Häuser wären zerstört, Eure Kinder müssten hungern, Euer Leben wäre in Gefahr. Würdet Ihr da nicht auch einen Ausweg suchen? In ein Land fliehen, wo Ihr überleben könntet? 

Die deutsche Politik sollte dazu beitragen, Frieden in der Welt zu schaffen, damit die Geflohenen mit neuer Hoffnung in ihre alte Heimat zurückkehren können. Die deutschen Menschen sollten einfach die Menschen sehen, die hier ankommen und von ihrem übervollen Teller ein wenig abgeben. 

Ich habe weder Zeit noch Lust, mit virtuellen Facebookfreunden, die ich noch nie oder erst einmal in meinem Leben gesehen habe, lange zu diskutieren. Jeder hat seinen eigenen Kopf zum Denken. Wie kann man sich für herrenlose Katzen einsetzen, aber gegen Flüchtlinge hetzen? Mit solchen Leuten kann und mag ich nicht befreundet sein, nicht mal auf Facebook. 

Übrigens, wenn es zu Zeiten meiner Großeltern schon Handys gegeben hätte, was hätten sie wohl wie einen Schatz bis zuletzt in ihrem Rucksack versteckt, um mit den anderswo zurückgebliebenen Familienmitgliedern in Kontakt zu bleiben? 




2 Kommentare:

  1. Du sprichst mir aus tiefstem Herzen!!!
    Allerdings befürchte ich, dass jemand dieses Nebeneinanderstellen der Gruppen in dem Zitat von Herrn duMont auch noch gut finden könnte, als wäre ein solcher Vergleich legitim ... Opportun mag der Vergleich sein, aber auch das ist sehr traurig.

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    1. Liebe Elena, ich weiß, dass manche den Vergleich so interpretieren, als wenn es hier um das "kleinere Übel" ginge. Ich seh das anders. Nazi fängt ja nicht erst bei glatzköpfigen Parolenbrüllern an. Sondern genau bei den freundlichen Mädels von nebenan, die z.B. sich für herrenlose Katzen einsetzen, aber eben auch Hetzparolen auf Facebook teilen.

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