Den Biomülleimer wollte ich gestern schon zum Kompost tragen. Und vorgestern. Heute raffte ich mich endlich auf. Ich stieg die Stufen zum oberen Garten empor und ging am alten Holzschuppen vorbei zum Kompost am Waldrand. Dabei wunderte ich mich, dass mir ausnahmsweise weder Hund noch Katze folgten. Auf dem Rückweg hörte ich am Schuppen ein seltsames Geräusch aus der Regentonne. Ein aufgeregtes Scharren und Tippeln. Die Tonne hatte ein Loch und deshalb war stets nur der Boden mit Wasser bedeckt. Ein Eichhörnchen war hinein gefalllen! Sein Pelz klebte ihm nass und schwer am kleinen Körper, es konnte an der glatten Innenwand nicht nach oben klettern. Vorsichtig stürzte ich die Tonne um. Ein Schwall schmutzig braunen Wassers, vermischt mit altem Laub, ergoss sich zu meinen Füßen. Und mittendrin ein zitterndes, nasses Eichhörnchen, den triefend schweren Schwanz wie die Eisenkugel am Fuße eines mittelalterlichen Gefangenen hinter sich her ziehend. Es ließ mich nicht an sich heran und flüchtete unter den Holzstapel, wo es, immer noch zitternd, sitzen blieb. Ich hoffte, der Rest der Nachmittagssonne würde ihm helfen, den nassen Pelz zu trocknen und einen der rettenden Bäume des angrenzenden Waldes zu erklimmen.
Schnell zog ich mich zurück, bevor Hund und Katzen auf die Idee kämen, nach mir zu suchen und dadurch das Eichhörnchen fänden.
Womit eindeutig bewiesen wäre, dass es entweder so etwas wie eine glückliche Zufallskette gibt oder aber ganz normale Schlampigkeit lebensrettend sein kann.
© Jo Jansen 2015
© Jo Jansen 2015
Foto: Pixabay, Oldiefan
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