Zu Weihnachten hat die Post mehr zu tun, als zu jeder anderen Zeit im Jahr. Fast jeder versendet Weihnachtsgrüße. Mich interessiert, welcher Weihnachtspost-Typ Ihr seid und worüber Ihr Euch besonders freut oder auch nicht.
Mir fallen spontan 7 Kategorien ein:
1. Die Pflichterlediger - »Herzliche Weihnachtsgrüße senden Euch die vier Mustermanns.« Dieses Sprüchlein wird brav auf genau so viele bunte Karten geschrieben, wie es Menschen gibt, denen man sich verpflichtet fühlt, zu schreiben. Mehr nicht. Reicht doch, oder? Den Rest des Jahres über hat man sich ja auch nichts zu schreiben.
2. Die Optimierer - Wenn schon schreiben, dann so rationell wie möglich. Ein mit dem Computer geschriebener und x-fach ausgedruckter Rundbrief berichtet über alles, was im letzten Jahr Wichtiges passiert ist. Von Juniors Seepferdchen bis zu Tante Marthas dreiwöchigem Besuch. Kommt besonders gut an, wenn man ihn mit Fotos von eigenen Errungenschaften, wie dem neuen Auto, einem Urlaub in New York oder wenigstens dem glänzenden Weber-Gartengrill krönt. Wichtig: Bitte nie weniger als drei eng beschriebene Seiten! Der Empfänger soll beim Lesen ruhig ein schlechtes Gewissen bekommen, dass Du Dir extra für ihn so viel Arbeit gemacht hast.
3. Die Versprecher - Hier werden nicht nur Weihnachtsgrüße versendet, sondern diese mit einem Versprechen fürs neue Jahr verknüpft. »Aber 2018 besuchen wir Euch endlich mal.« Oder »Nächstes Jahr lass mal zusammen Picknick machen.« Heb Dir solche Karten gut auf. Am besten legst Du sie zu denen vom letzten, vorletzten und vorvorletzten Jahr, deren Versprechen ebenfalls noch auf Erfüllung warten.
4. Die Aufmerksamen - Diese Menschen haben einen Blick für die kleinen Dinge. Sie schreiben Dir eine Weihnachtskarte mit einem kleinen Hund vorne drauf, der fast so aussieht, wie Deiner. Oder mit einem bärtigen Weihnachtsmann, der verblüffende Ähnlichkeit mit Deinem Mann hat. Vielleicht ist die Karte sogar selbstgebastelt? Dazu kommen entweder ein paar liebe Zeilen über gemeinsame Erlebnisse »Weißt Du noch, im Sommer ... ?« oder eine Beschreibung dessen, was man an Weihnachten vorhat, immer verbunden mit lieben Wünschen für Dich und Deine Familie.
5. Die Erbsenzähler - Die Weihnachtskarten liegen schon seit Mitte November bereit, denn da waren sie günstig im Angebot. Für jede Weihnachtskarte, die ins Haus trudelt, wird eine an den jeweiligen Absender zurückgeschrieben. Wer nichts schickt, kriegt auch nichts. Und wenn eine Karte erst am 24.12. beim Erbsenzähler ankommt? Dann wird trotzdem noch geschrieben und oben rechts in der Ecke der Karte deutlich sichtbar das Datum »Musterstadt, den 21.12.« hingesetzt. Soll der Empfänger doch auf die Schneckenpost schimpfen. Der Erbsenzähler hat alles richtig gemacht und niemanden vergessen, der Weihnachtsgrüße verdient hat.
6. Die Auf-den-letzten-Drücker-Schreiber - Sie denken: Waaaas?! Heute ist schon der 24. Dezember? Und ich habe noch keine Weihnachtskarte geschrieben? Na ja, ein SMS oder What’sApp tuts auch. Am besten dekoriert mit so einem lustigen Video. Wundere Dich nicht, wenn Du manches Video mehrfach gesendet bekommst. Es gibt einfach zu viele Menschen, die nie Zeit haben und in diese Kategorie fallen.
7. Die Seltenen - Sie schreiben keine Weihnachtskarten, sondern -Briefe. Auf schönem Briefpapier und mit der Hand. Erzählen Dir, was sie bewegt, gehen auf Dein Leben ein, berühren Dein Herz. Das kann nicht jeder. Solche Briefe sind selten geworden. Wenn Du einen erhältst, darfst Du Dich glücklich schätzen.
Ich möchte Niemandem zu nahe treten, der sich in der einen oder anderen Kategorie oder in einer Mischform wiedererkannt hat. Aber vielleicht gilt ja auch bei den Weihnachtsgrüßen: Weniger ist mehr. Weg von der selbst auferlegten Pflicht, ALLEN schreiben zu müssen. Stattdessen ein paar wenige Grüße an Menschen senden, die uns wirklich am Herzen liegen. Das fällt schwer, ich weiß.
Nun bin ich ganz gespannt auf Eure Meinungen und Erfahrungen.
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