Montag, 24. Juli 2017

Ich mag es nicht mehr hören / lesen

"Wann wird es mal wieder richtig Sommer?" 
"Schon wieder Regen."
"Es ist zu heiß / kalt / nass / trocken für die Jahreszeit." (Eins davon passt immer.)
"DAS ist der Klimawandel."
"Wir werden alle sterben." 
Regenbogen überm Nachbarhaus

Zumindest der letzte Satz stimmt. Aber ansonsten beruhigt Euch, der Rest ist nur Wetter. Das gab es schon, bevor wir auf die Welt kamen und auch, als wir kleine Kinder waren. Und zwar ziemlich genau so wie jetzt. Ich erinnere mich an krachende Gewitter, einen vom Regen vollgelaufenen Keller, aber auch an vor Trockenheit betonharte Gartenerde zu Zeiten, als das Wort Klimawandel noch nicht wie ein böser Geist herbeibeschworen wurde, kaum dass aus dem Hoch- ein Tiefdruckgebiet wurde oder umgekehrt. 
"Der Sommer ist in Deutschland die regenreichste Jahreszeit". Das lernten wir schon in der Schule. Ich weiß das noch, der Sommer ebenso, aber außer uns beiden anscheinend kaum jemand. 


Niedrigwasser in der Donau. Die Blumen blühen trotzdem.

Vielleicht hat dieses permanente übers-Wetter-Jammern aber auch andere, tiefere Ursachen. Wir leben in einer Zeit, in der wir fast alle Bereiche unseres Lebens beeinflussen und beherrschen. Mit dem Terminkalender zerhacken wir unsere Lebenszeit in überschaubare, planbare Stückchen. Schule, Job, Freizeitverein, Date mit der Freundin, alles zu seiner Zeit. Wir haben die Sachen im Griff, auch wenn es manchmal eng wird. Keine Zeit mehr übrig für den Einkauf? Kein Problem. Was wir heute online bestellen, bringt uns  morgen schon der Paketbote an die Tür. Filme, die wir schauen möchten, Bücher, die wir lesen wollen, das neueste Album der Lieblingsband ... alles per Knopfdruck sofort online verfügbar. Wir fühlen uns wie die Herrscher in unserer kleinen Welt. 

Doch dann ... macht das Wetter uns einen Strich durch die Rechnung. Das Blumenbouquet im Expresspaket wurde vor der Haustür der Freundin von der Sonne zum Trockenstrauß geröstet. Der spannende Film lässt sich nicht laden, weil eine Regenfront die Verbindung zum Satelliten blockiert. Und die seit Wochen geplante Kanutour auf der Donau fällt buchstäblich ins Niedrigwasser. Diese Ohnmacht, einen Bereich unseres Lebens nicht zu beherrschen, macht uns wütend. Warum versuchen wir nicht, das Beste daraus zu machen? Es regnet? Super, der Garten ist schon mal gegossen! Blitze zucken am Himmel? Wer es schafft, einen davon mit dem Smartphone auf einem Foto festzuhalten, bekommt ein Eis. Der Keller ist tatsächlich voll Wasser gelaufen? Zeit, dort unten endlich mal aufzuräumen und auszumisten. Wertvolle Besitztümer wie Bücher, Gemälde o.ä. gehören meiner Meinung nach sowieso nie, nie, nie in den Keller. Meine Oma lagerte dort früher Kartoffeln und Eingewecktes. Wir sammeln heute in unseren Kellern die Fehl- und Frustkäufe der Vergangenheit, in der Hoffnung, dass wir sie eines Tages hervorholen und einer sinnvollen Verwendung zuführen können. Oder die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Nicht gut genug, sie tagtäglich im Blick haben zu wollen. Nicht schlecht genug, sie auf den Müll zu werfen. Wenn das Wetter uns diese jahrelang aufgeschobene Entscheidung abnimmt, sollten wir ihm nicht zürnen, sondern dankbar sein. 

Natürlich gibt es auch in unserem Land Naturkatastrophen wie die Oderflut vor 20 Jahren oder den Tornado über Bützow im Frühjahr 2015. Die Ursachen hierfür sind zumindest zum Teil menschengemacht, z.B. wenn Flüsse begradigt wurden. Das Wetter können wir (noch) nicht oder fast nicht beeinflussen. Das sollte uns mit Dankbarkeit und Glück, statt mit Frust erfüllen. Nicht auszudenken, wenn auch  in diesem Bereich unseres Lebens der "freie Markt" regieren würde. 

P.S. Mit Gummistiefeln durch Pfützen patschen hilft gegen Regenfrust. Garantiert! 

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