Donnerstag, 24. Juli 2014

Zitat und Realität

"Vorsichtig hält sie mir das Kätzchen genau vor die Schnauze, jeden Moment bereit, es wieder zurückzuziehen. Das Kleine macht immer noch dieses ... Geräusch, und ich kann nicht anders, ich muss es einfach abschlecken. Hm ... es schmeckt so, wie es riecht, nämlich nach Katze, und doch ist da noch etwas anderes. Ein Geschmack, so ganz ungewohnt, irgendwie klein? 
Na also, es geht doch. 
Erleichterung ist in Jules Stimme, als sie mir sanft mit der rechten Hand über den Kopf streicht, während sie links immer noch das Kätzchen hält." (©Jo Jansen, "Der Leberwurstmörder")


Diese Szene aus "Der Leberwurstmörder" haben wir gestern live in unserem Haus nachgespielt. Setzt statt Jule meinen Namen ein, dann stimmt alles. Rika und Frodo sind sehr neugierig aufeinander. Zeitlich passt es auch perfekt - zog das Kätzchen doch wenige Tage vor Veröffentlichung der Taschenbuchausgabe von "Der Leberwurstmörder" bei uns ein. Wer wissen möchte, wie es mit Rika, den Katzen und dem Leberwurstmörder weitergeht, darf sich auf 208 Seiten Lesevergnügen freuen. 



Mittwoch, 16. Juli 2014

Schämt Euch doch!

Ach ja, die "Gaucho-Affaire" spaltet Deutschland. Die Einen zucken mit den Schultern, gönnen unseren Weltmeistern die Freude und das Herumgealbere. Nach all der Anstrengung haben sie es sich verdient, auch mal über die Stränge schlagen zu dürfen. Doch die FAZ hat es vorgemacht und alle selbsternannten Gutmenschen machen es nach: Laut Schämen.

--> Die FAZ schämt sich wegen eines Tanzes unserer Fußballweltmeister

Sicher, wir haben nicht alle den gleichen Humor. Das ist auch gut so. Aber lasst die Jungs sich doch freuen und ein (in Fußballstadien gängiges) Fan-Lied auf ihre Art und Weise tanzen. Interessant, dass Argentinier, die in Deutschland leben, in dieser Tanz-Darbietung ein Zeichen für wider Erwarten doch vorhandenen deutschen Humor sehen. Die FAZ dagegen unterstellt in einem Nebensatz Unsensibilität, weil in der Nähe historisch geprägter Stätten und Denkmäler überhaupt gefeiert wird. Und schämt sich laut.

Früher, als ich ein Kind war, wurde man zum Schämen in die Ecke gestellt. Wer heute lautstark in die Welt hinausschreit, wie sehr er sich wegen anderen Menschen schämt, wird meiner Meinung nach nicht von Schamgefühl getrieben. Sondern er möchte damit demonstrieren, wie schlecht doch die Anderen im Gegensatz zu ihm sind. Sein "ich schäme mich ja so für Euch" hat für mich die Kernaussage "Seht alle her, wie gut ich bin." 

Lasst doch jeden sein wie er ist! Seht nicht in jedem Kneipenfurz oder Stadionlied gleich eine politische Aussage. Und wenn Ihr Euch wirklich schämt, tut dies leise, in einer stillen Ecke. Irgendwo in der Nähe des Kellers, in den die verantwortlichen  FAZ-Redakteure wahrscheinlich zum Lachen gehen.