Dienstag, 15. Dezember 2015

Schwarzes Loch

Irgendwo da draußen muss es Schwarze Löcher geben. Und mit da draußen meine ich nicht in den Tiefen des Weltalls sondern mitten in Europa, in Deutschland. Das Zentrum mindestens eines Schwarzen Lochs scheint über dem Schwabenland zu liegen. Anders als bei den Weltall-Schwarzen-Löchern verschwinden hier natürlich keine ganzen Planeten. Dafür aber Päckchen und ... Menschen! Die Päckchen fressenden Schwarzen Löcher sind sozusagen die erste Stufe. Man sendet jemandem ein Päckchen, es kommt angeblich nie an und irgendwann ist auch der Empfänger verschwunden. Wahrscheinlich dehnt sich das Schwarze Loch durchs Päckchenfressen aus, wird stärker, seine Sogkraft größer und schwups ist es ein Schwarzes Loch der zweiten Stufe, in das auch der Adressat des Päckchens hineingesogen wird. Man hört nie wieder von ihm. Jetzt bin ich echt am Grübeln, ob ich die Weihnachtspäckchen in diesem Jahr überhaupt abschicken und meine Lieben dadurch in Gefahr bringen soll ... 

Eine andere Form der Schwarzen Löcher ist auf Handwerker spezialisiert. In dem Moment, wo man die Firma um ein Angebot bittet, bekommt das Handwerker-Schwarze-Loch Macht über sie. Es beginnt, am Meister persönlich zu zerren und zu ziehen. Kluge Handwerker sind sich der Gefahr bewusst. Sie nehmen maximal beim Kunden die Maße auf, erstellen eventuell noch das Angebot, geben aber keinen Durchführungstermin an, egal, wie oft der Kunde darum bittet. Dass dies aus Sicht des Handwerkers reiner Selbstschutz ist, habe ich nun endlich begriffen. Zu spät für Meister S. Den habe ich nämlich VIER Wochen lang unermüdlich angerufen, um endlich auf Grund eines von ihm mit viel Aufwand erstellten Angebots einen Termin zur Abwasserrohrsanierung zu bekommen. Es tut mir wirklich leid, dass ich den Meister damit in den alles verzehrenden Schlund des Schwarzen Lochs getrieben habe. Heute um 8:30 Uhr wäre der Termin gewesen, die Arbeiten sollten den ganzen Tag dauern. Natürlich habe ich vergeblich gewartet. Dem Schwarzen Loch entkommt NIEMAND! Muss ich noch erwähnen, dass Meister S. auch telefonisch nicht erreichbar ist, weder auf Handy, noch auf Festnetz? Das ist logisch, denn innerhalb Schwarzer Löcher funktionieren keine Kommunikationsnetze. Oder hat Euch schon mal jemand aus einem Schwarzen Loch angerufen? 


Dienstag, 17. November 2015

Diesen Mops mag ich nicht mehr!

Bis vor Kurzem habe ich gern Bücher, die neu vergriffen oder mir zu teuer waren, gebraucht bei(m) Medimops gekauft. Der Name klang witzig, die Lieferung erfolgte immer umgehend, die Qualität war wie angegeben, und fast immer bot der Mops die Bücher günstiger an als andere Anbieter. 

Seit gestern mag ich diesen fetten Mops nicht mehr. Warum? Gestern habe ich selbst ein paar Bücher gebraucht zum Verkauf angeboten, weil ich Platz brauche im Bücherregal. Um sie schnell loszuwerden, schaute ich, was der günstigste Preis ist, zu dem sie gebraucht zu haben sind und bot etwas billiger an. Dumm nur, dass ich damit wohl dem bisher billigsten Anbieter auf die pummeligen Mopspfoten getreten bin. Ich stelle mir vor, dass er einmal kurz wütend gebellt hat, bevor er die Preise bei allen betroffenen Büchern so nach unten korrigierte, dass er nun wieder ganz oben in der Liste der günstigen Anbieter steht. Auf einen Preiskampf mit der dicken Töle lasse ich mich nicht ein. Bestimmt nutzt er einen Automatismus, der gegen Null tendieren würde. Aber eins ist sicher: Ich werde künftig lieber 10 oder 11 Cent mehr ausgeben und dem zweit- oder drittgünstigsten privaten Anbieter sein Buch abkaufen! 

P.S. Falls Ihr jetzt neugierig geworden seid, welche Bücher und CDs ich denn gern loswerden möchte, dann schaut doch mal hier:

--> liselotterie verkauft bei amazon

Diesen süßen Mops mag ich. Er zeigt dem fetten (Medi-)Mops, was ich von ihm halte.

Freitag, 13. November 2015

Novembuli

Heute ist Freitag, der 13.  - mitten im November. Moment mal, November? Nebelgrauer Totenmonat? Trübe Tage ohne Sonne? In dicken Winterjacken frieren? Schals und Mützen wieder herausholen? Die Natur trüb und grau wie das Wetter? 

Das hier sind Bilder der vergangenen Tage:


 Blumen blühen am Wegesrand

 Morgennebel über der Donau

 Raureif am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen ....


 Sonntagsfrühstück draußen im Sommerkleid

Fahrradtour mit dem Liebsten. Leider waren die Restaurants am Wegesrand entweder wegen Urlaub geschlossen oder übervoll. Beim dritten Versuch kamen wir endlich hinein - und bekamen nur noch Getränke, kein Essen mehr. 

Mittagspause barfuss am 11. November. Das haben wir uns in vergangenen Jahren beim St. Martins Umzug schon Eisfüße geholt. 

Aus all diesen Gründen bin ich dafür, den gegenwärtigen Monat Novembuli zu nennen. Denn das Wetter ist zeitweise viel besser als im Juli 2014. 

Donnerstag, 5. November 2015

Relativitätstheorie

Seit wenigen Wochen haben wir einen Plattenspieler. Die jahrelang sorgsam gehüteten Schallplatten, die bei jedem Umzug mitkamen, obwohl gar kein Abspielgerät mehr vorhanden war, werden nun nach und nach wiederentdeckt. So manche Platte hat ihre Geschichte ... 
Zum Beispiel erstand ich die LP von Jennifer Rush im Frühjahr 1987 in Rostock. Solche Lizenzplatten waren eine Seltenheit in der DDR, der Vorrat  begrenzt, die Schlange der Wartenden lang. Dank Erik, der im August desselben Jahres auf die Welt kam, durfte ich mit meinem Kugelbäuchlein vorgehen. Viele LPs sind "Made in Bulgaria". Dort gab es anscheinend genug Lizenzplatten, um auch den Bulgaren-Laden in Rostock damit zu beliefern, wo ich regelmäßig vorbeischaute und fündig wurde.

Eine Sache allerdings jagte mir und Mr. J einen richtigen Schrecken ein: Die jung gewordenen alten Männer auf den Plattencovers  Waren doch Leonhard Cohen, Simon & Garfunkel, Peter Gabriel, die Jungs von Queen und erst recht Demis Roussos damals in unseren Augen "alte Leute" und sahen auch auf den Plattencovers so aus. Wie kommt es, dass sie uns heute vom selben Cover ganz unverschämt und jünger als wir entgegen grinsen? Das Ganze wird noch getopt durch die "Erbstücke", die wir mit unserem Haus von den Vorbesitzern übernahmen. Darunter sind Perlen wie James Last & Co. Ihr werdet es erraten - auch sie sehen jünger aus als wir. 

Ich bastle noch an einer allgemeingültigen Formel für meine Relativitätstheorie des Alters. Erste These:
Eigenes Alter = √∞ : Alter des Plattencovers + Simon - Garfunkel



Freitag, 30. Oktober 2015

Ausweichlektüre

Gestern brachte ich unser Auto in die Werkstatt. Es war ein vorher ausgemachter Termin zur fälligen Inspektion, der etwa zwei Stunden dauern sollte. Da es regnete und die Werkstatt nicht bei uns im Ort ist, ließ ich Rika zuhause und wollte mir stattdessen ein Buch mitnehmen und mich neben der Werkstatt in ein gut besuchtes, gemütliches Café setzen, wo die Tische ziemlich eng beieinander stehen. Es gab nur ein klitzekleines Problem: Das Buch, das ich momentan lese, ist ein recht spezielles Sachbuch, noch dazu mit vielen wirklich schönen Fotos ausgestattet. Ich stellte mir vor, wie von den Tischen rechts und links von mir verstohlen herübergelinst würde, um einen Blick auf meine Lektüre zu erhaschen. Nee, dieser Gedanke behagte mir nicht. So kann ich nicht entspannt lesen. Also wählte ich ein anderes Buch, "Blinde Vögel" von Ursula Poznanski. Eine gute Wahl, wie sich bald herausstellte. Mich fesselte der Krimi sehr, dessen Nebenhandlung an  "Fünf" anknüpft. Aber niemand rechts oder links interessierte sich dafür, was ich lese.

Nun wollt Ihr sicher wissen, welches Buch stattdessen zuhause bleiben musste? Okay, hier ist es. Mal ehrlich, würdet Ihr das in der Öffentlichkeit lesen? 



Donnerstag, 29. Oktober 2015

Leseratten, Bücherwürmer und anderes Getier

"Wenn du die Wahl hättest, das Bad zu putzen oder Sport zu machen, welches Buch würdest Du dann lesen?", fragte mich gerade jemand scherzhaft.

Tja, da steckt soviel Wahrheit drin ... Nicht, dass ich unser Bad nie putze. Auch Sport gefällt mir und oft genug bin ich draußen unterwegs. Aber Bücher üben doch eine besondere Anziehungskraft auf mich aus. Das war schon so, seit ich denken kann. Kurz nachdem ich alle Buchstaben kannte, wollte ich das "dicke Märchenbuch" lesen. Zwar waren die "Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm" in altdeutscher Schrift gedruckt, aber im Buchstabenlernen hatte ich ja mittlerweile Erfahrung. 
In der Kinderbibliothek gab es farblich unterschiedene Abteilungen - 1./2. Klasse gelb, 3./4. Klasse grün, 5./6. Klasse rot und 7./8. Klasse blau. Die Bibliothekarinnen achteten streng darauf, dass man nicht "zu weit oben" stöberte. Aber was, wenn jemand, so wie ich, mit der passenden Abteilung durch war? So "stieg ich auf", hatte von da an die Sondergenehmigung, immer schon eine Stufe höher Bücher auswählen zu dürfen. Gelesen habe ich sie wohl fast alle. Das führte dann zu solchen Szenen:

Klein-Uta sollte mal eben fix ihr Bett machen gehen. Sie kam nicht wieder. Irgendwann ging die Mutter nach ihr sehen. Das Bett war immer noch ungemacht. Ich saß darauf, in eine Buch versunken. Womit wir schon fast wieder beim anfänglich zitierten Spruch wären. 

Aus einem meiner absoluten Lieblingskinderbücher stammt folgernder Reim:

Unter Schnurzens weißem Kissen
liegt ein süßer Leckerbissen. 

Wer kennt das Buch, aus dem dieses "Gedicht" stammt?  

Momentan lese ich mal wieder mehrere Bücher parallel. Einen packenden Krimi, Gedichte und ein spannendes Sachbuch. Einen kuscheligen Leseherbst wünscht Euch Jo

Wer outet sich wie ich als Leseratte oder Bücherwurm? Bei uns lesen sogar die Tiere:


Dienstag, 15. September 2015

Das Märchen von der Schriftstellerin

Es war einmal ... ein netter kleiner Lokaljournalist, der über eine kürzlich ins Oberer Donautal gezogene Schriftstellerin einen Zeitungsartikel schreiben wollte. Er besuchte die Schriftstellerin, trank einen Kaffee mit ihr, stellte ihr viele Fragen und notierte ihre Antworten. Der Journalist streichelte den Hund der Schriftstellerin, schoss ein paar Fotos und verschwand wieder. Er setzte sich in seine Schreibstube und formulierte den Artikel. Dabei hockte auf seiner Schulter ein kleiner grüner Kobold, der den Journalisten immer wieder ins Ohr zwackte, so dass dessen Gedanken ein wenig durcheinander kamen. Einige Tage später erschien der Artikel in der regionalen Zeitung auf der Kulturseite. 

Oh Wunder! Die Schriftstellerin war in den wenigen Tagen, die seither vergangen waren, um Jahre gealtert. Als Ausgleich für die plötzlich verschwundene Lebenszeit durfte sie gemeinsam mit ihrem geliebten Mann bereits vor 9 Jahren an den Bodensee ziehen und ihm nicht erst vor 4 Jahren begegnen. Und ihr "Der Leberwurstmörder" ist überall als Hörbuch erhältlich ...

Doch halt, das ist doch nur ein Märchen! Nachzulesen im Südkurier vom 12. September 2015. 



Sieht aus, als niese ich ... 


Nun ja, ohne diesen märchenhaften Zeitungsartikel hätten unsere lieben Freunde Kiki & Frank mir nicht diese wundervolle, ebenfalls märchenhafte Tasse geschenkt. 

Nachtrag (18.9.) Gestern erfuhr ich, dass der Südkurier bereits am Dienstag eine Richtigstellung abgedruckt hat. Das machen Zeitungen doch sonst nur bei Promis? ;-)



Und für alle, die den ersten Artikel hier auf dem Foto nicht gut lesen können, gibt es einen Link zur Online-Ausgabe des Südkuriers. Den hat meine liebe Sophie-Nichte für mich entdeckt.

Donnerstag, 10. September 2015

Lebensrettende Maßnahmen

Den Biomülleimer wollte ich gestern schon zum Kompost tragen. Und vorgestern. Heute raffte ich mich endlich auf. Ich stieg die Stufen zum oberen Garten empor und ging am alten Holzschuppen vorbei zum Kompost am Waldrand. Dabei wunderte ich mich, dass mir ausnahmsweise weder Hund noch Katze folgten. Auf dem Rückweg hörte ich am Schuppen ein seltsames Geräusch aus der Regentonne. Ein aufgeregtes Scharren und Tippeln. Die Tonne hatte ein Loch und deshalb war stets nur der Boden mit Wasser bedeckt. Ein Eichhörnchen war hinein gefalllen! Sein Pelz klebte ihm nass und schwer am kleinen Körper, es konnte an der glatten Innenwand nicht nach oben klettern. Vorsichtig stürzte ich die Tonne um. Ein Schwall schmutzig braunen Wassers, vermischt mit altem Laub, ergoss sich zu meinen Füßen. Und mittendrin ein zitterndes, nasses Eichhörnchen, den triefend schweren Schwanz wie die Eisenkugel am Fuße eines mittelalterlichen Gefangenen hinter sich her ziehend. Es ließ mich nicht an sich heran und flüchtete unter den Holzstapel, wo es, immer noch zitternd, sitzen blieb. Ich hoffte, der Rest der Nachmittagssonne würde ihm helfen, den nassen Pelz zu trocknen und einen der rettenden Bäume des angrenzenden Waldes zu erklimmen. 

Schnell zog ich mich zurück, bevor Hund und Katzen auf die Idee kämen, nach mir zu suchen und dadurch das Eichhörnchen fänden. 

Womit eindeutig bewiesen wäre, dass es entweder so etwas wie eine glückliche Zufallskette gibt oder aber ganz normale Schlampigkeit lebensrettend sein kann. 

© Jo Jansen 2015

Foto: Pixabay, Oldiefan 

Donnerstag, 6. August 2015

Bunt statt Braun

Im Moment scheint Deutschland in zwei Lager geteilt. Die eine Seite heißt Menschen willkommen, die vor Bomben flohen, deren Existenz zerstört wurde, die um ihr Leben fürchten und in ihrem ehemaligen Land keine Heimat mehr haben. Die anderen Deutschen empören sich, dass die Flüchtlinge sogar Handys haben und dass man doch bitte erst deutsche Kindergärten und Altenheime renovieren solle, bevor man Flüchtlingsunterkünfte baue. Da werden dann gern auf Facebook "schlaue" Sprüche ganz rechter Parteien oder Organisationen geteilt, mit der Begründung: Hier haben sie aber wirklich recht! 

NEIN! Haben sie nicht! Wer dumme Parolen nachplappert, lässt sich als (Wahlkampf-)Werkzeug missbrauchen. Von den Nachfolgern derer, die Schuld daran sind, dass meine Großeltern Flüchtlinge waren, die Haus und Hof zurücklassen mussten und am Ende nur das nackte Leben und einen Rucksack mit fast nichts hatten. Sie kamen in Deutschland an, als es hier allen schlecht ging. Als Lebensmittel rationiert wurden, Häuser kaputt waren, die Menschen hier selbst nicht genug zum Leben hatten. Alle gemeinsam haben Deutschland wieder aufgebaut.

Heute haben wir einen der höchsten Lebensstandards weltweit. Und wollen auf unserer "Insel" Deutschland hocken bleiben, nicht teilen, denn dann bliebe für uns ja weniger?

Ich schreibe hier nicht als politischer Mensch, sondern einfach als Mensch. Stellt Euch vor, Euch würde es so gehen, wie den Menschen anderswo auf der Welt. Eure Häuser wären zerstört, Eure Kinder müssten hungern, Euer Leben wäre in Gefahr. Würdet Ihr da nicht auch einen Ausweg suchen? In ein Land fliehen, wo Ihr überleben könntet? 

Die deutsche Politik sollte dazu beitragen, Frieden in der Welt zu schaffen, damit die Geflohenen mit neuer Hoffnung in ihre alte Heimat zurückkehren können. Die deutschen Menschen sollten einfach die Menschen sehen, die hier ankommen und von ihrem übervollen Teller ein wenig abgeben. 

Ich habe weder Zeit noch Lust, mit virtuellen Facebookfreunden, die ich noch nie oder erst einmal in meinem Leben gesehen habe, lange zu diskutieren. Jeder hat seinen eigenen Kopf zum Denken. Wie kann man sich für herrenlose Katzen einsetzen, aber gegen Flüchtlinge hetzen? Mit solchen Leuten kann und mag ich nicht befreundet sein, nicht mal auf Facebook. 

Übrigens, wenn es zu Zeiten meiner Großeltern schon Handys gegeben hätte, was hätten sie wohl wie einen Schatz bis zuletzt in ihrem Rucksack versteckt, um mit den anderswo zurückgebliebenen Familienmitgliedern in Kontakt zu bleiben? 




Dienstag, 30. Juni 2015

Charlie hinterm Regenbogen

Momentan ist es sehr beliebt, sein Profilfoto auf Facebook mit den Regenbogenfarben zu überziehen. Als Zeichen, dass man nichts gegen Homosexuelle hat und die gleichgeschlechtliche Ehe gutheißt. Im Januar dieses Jahres war es ebenso "in", sein Profilfoto durch den Spruch "Je suis Charlie" zu ersetzen. Als Symbol, dass man gegen Terror ist und den feigen Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo, bei dem mehrere Menschen starben, verurteilt. 

Natürlich bin auch ich gegen Terror und Gewalt. Besonders gegen Gewalt und Unterdrückung, die unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit daherkommen, weil sie ihre eigene Religion als einzig wahre ansehen. Ich bin für die Liebe, unabhängig vom Geschlecht. Und ich finde es schön, wenn Menschen, die sich lieben, heiraten. Egal, ob einer oder beide Mann oder Frau sind. Aber ich bin weder Charlie gewesen, noch habe ich mein Profilbild regenbogenbunt gefärbt. Warum?

Solche Aktionen sind in meinen Augen genau so lange wirkungsvoll, wie sie provozieren oder der Hauch einer Rarität sie umweht. Sobald jeder Hans und Franz sich Charlie nennt und Nicht-Regenbogen-Bild-Inhaber sich gar fragen lassen müssen, ob sie gegen die gleichgeschlechtliche Ehe wären, bleibt von der Besonderheit so viel übrig wie vom Mäh eines Schafes innerhalb einer mähenden Schafherde. 

©Jo Jansen


P.S. Mein liebstes Profilfoto bei Facebook, schon seit langem. Dass der Hintergrund an einen Regenbogen erinnert, ist reiner Zufall. ;-) 

Sonntag, 31. Mai 2015

Was kostet ein Gruß?

Vor ein paar Tagen bekam ich Post. Ein dicker Brief, deklariert als "Büchersendung", enthielt ein Buch, das Vorfreude auf vergnügliche Lesestunden weckte, und eine hübsche Grußkarte. Letzere zeigte sich von der Rückseite allerdings nackt, das heißt unbeschrieben. Mit einem persönlichen und handschriftlichen Gruß darauf hätte diese Karte die Bedingungen der "Büchersendung" verletzt, der Brief mit 1,45 € statt mit 1 € freigemacht werden müssen. Dies scheint dem Absender bewusst gewesen zu sein und so verzichtete er auf persönliche Zeilen, um 45 Cent zu sparen.

Sicher, ich habe mich über das Buch gefreut. Ohne beigefügte Karte wäre ich wahrscheinlich gar nicht ins Grübeln gekommen. So jedoch: welchen Wert hat eine persönliche Botschaft? Ein lieber Gruß, der sich wohltuend abhebt von all der kühlen Geschäftspost oder der aufdringlichen Werbepost? Handschriftliche Zeilen sind selten geworden. Und damit für mich um so wertvoller. Nicht in Cent oder Euro lässt sich der Wert eines solchen Grußes messen, der blau auf weiß sagt "Sieh her, ich hab an Dich gedacht!", und sich bei Bedarf immer wieder zur Hand nehmen und nachlesen lässt. Solche Momente der individuellen Aufmerksamkeit sind für mich unbezahlbar. Ein bisschen schade, dass sie anderen keine 45 Cent wert sind.

Freitag, 20. März 2015

Ein Brief von Archi


Miau liebe Menschen,

die Welt ist doch besser, als ich dachte. Zumindest gibt es gute Menschen, die selbst einem Streuner wie mir, das Gefühl geben, ein wertvolles Geschöpf zu sein. 

Darf ich mich zunächst einmal vorstellen? Archibald von der Straße und zur Wiese, oder einfach Archi. Ich habe wohl schon drei oder vier Sommer gesehen, so genau weiß ich das nicht, Mathe ist nicht meine Stärke. Ich bin ein Kater und wiege zwischen 4 und 5 Kilogramm. Seit einem kurzen Schläfchen beim Tierarzt im Mai 2014 habe ich das Gefühl, nicht mehr ganz so männlich zu sein wie früher. Eigentlich war das mit dem Tierarzt eine ganz lustige Geschichte:

Von Natur aus misstrauisch und neugierig zu sein, ist eine seltsame Kombination. Eines Tages stand mitten in meinem Revier eine kleine Höhle, aus der es lecker nach Futter duftete. Misstrauisch strich ich drum herum, bis ich nicht widerstehen konnte. Ich war hungrig und es duftete wirklich verführerisch. Das Futter schmeckte genauso lecker, wie es gerochen hatte, doch die Höhle verschloss sich und ließ mich nicht wieder hinaus. Menschen kamen, trugen mich mit der Höhle fort zur Tierärztin. Die empfahl mir einen Verdauungsschlaf, was ja eigentlich ganz nett war. Nur dass meine Eier verschwunden waren, als ich erwachte, verstehe ich bis heute nicht. Also, falls junge Kater das lesen - passt auf, wo Ihr schlafen geht! Nachdem ich mich so richtig ausgeschlafen hatte, brachten die Menschen mich in mein Revier zurück. Wenige Tage später, als mein Magen vor Hunger knurrte wie der große Hund vom Metzger, stand die Futterhöhle wieder dort. Was sollte mir noch passieren? Die Eier waren eh schon fort. Also fraß ich mich satt und wartete auf die Menschen. Tatsächlich kamen sie und ließen mich diesmal sofort frei. Mein Verdauungsschläfchen hielt ich also unter dem Holunderstrauch und nicht beim Tierarzt. Das Spiel begann, mir zu gefallen. Immer, wenn die Futterhöhle auftauchte, fraß ich mich satt. Bald begannen die Menschen, mich zu streicheln. Irgendwann wartete ich schon auf sie, bevor sie die Höhle aufstellten, und lief freudig auf sie zu, um sie zu begrüßen. Die Menschen waren wirklich lieb. Ich erlaubte ihnen sogar, mich auf den Arm zu nehmen und schenkte ihnen ein liebevolles Schnurren. Menschen können ja so dankbar sein, wenn man als Katze nett zu ihnen ist. Darum sah ich fortan bei meiner Lieblingsmenschin ab und zu nach dem Rechten. Ich erwartete sie bereits an ihrem Haus, wenn sie von der Arbeit kam. Sie wusste diese Fürsorge wirklich zu schätzen und kümmerte sich aus lauter Dankbarkeit nicht nur um meine kranken Zähne, die gezogen werden mussten. Sondern auch um das lästige Flohpack, das sich immer wieder in meinem schönen Pelz versteckte und mich quälte. Ich verrate Euch jetzt mal was: Ich bin stark und mutig, aber das ist mein einziger Schwachpunkt - ich hasse Flöhe! Sie beißen, die Haut juckt und brennt und mein Fell beginnt, an den Juckstellen auszufallen. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern ist wirklich auch unangenehm. 

Darum hatte meine Lieblingsmenschin eine Idee: Sie sucht für mich einen anderen Lieblingsmenschen, bei dem ich als Freigänger wohnen darf. Sie selbst hat nämlich schon mehr Katzen, als ich Pfoten habe. Es muss aber ein ganz lieber Lieblingsmensch sein, der sich mit Katzen auskennt. Ich habe noch nie in einem Haus gelebt und weiß nicht, ob mir das gefallen wird. Kommt auf die Bedingungen an. ;-) 

Falls das für DICH zu kompliziert klingt, aber Du trotzdem ein großes Herz für einen kleinen Kater hast, mache ich Dir einen anderen Vorschlag: Du wirst mein Patenonkel oder meine Patentante. Entweder für immer oder so lange, wie Du magst. Ich brauche nämlich jeden Monat meine Flohmedizin, damit die kleinen Quälgeister mich in Ruhe lassen. Die Medizin kostet pro Monat 10 Euro. Ich habe kein Geld, ich bin ja nur ein kleiner Kater. Du könntest sicher nachts viiiel besser schlafen, wenn Du wüsstest, dass der kleine Archi auch in Ruhe schlafen kann, weil seine Haut gesund ist und sein Fell streichelweich, wie es sein soll. Ich schnurre jetzt schon vor Dankbarkeit ...

Also, lieber neuer Lieblingsmensch oder Lieblingsmenschin, liebe Patentante oder Patenonkel für Archi, melde Dich doch bitte bei meiner Pflege-Lieblingsmenschin. Per Mail unter kirstinkatz@web.de Ja, sie heißt wirklich so. ;-) Sie wird Dir alles Weitere erzählen. Ich muss jetzt wieder weg vom Computer und draußen nach den Mäusen gucken. 

Miau-Ciao bis bald


Euer Archi


Samstag, 28. Februar 2015

Gute Nacht, Fuchs und Hasen!

Unser kleines Dorf grenzt an zwei Seiten direkt an den Wald. Im Wald leben Füchse, Uhus, und anderes Getier. Weiter oben auf den Felsen haben wir auch schon Gämsen beobachtet. In der vergangenen Woche kam es zu seltsamen Begegnungen:

Am Wochenende besuchte der Fuchs den Garten einer Familie, genauer gesagt, die dort in einem Käfig seit 5 Jahren glücklichen Zwerghäschen. Schlau und stark muss der Fuchs gewesen sein, denn er hebelte die Tür des Käfigs auf. Von den armen Häschen blieb nur noch ein Fellbüschel zurück. Drei Tage später, am Mittwoch, stand der Fuchs im Garten daneben. Dort wohnt - kein Witz! - Herr Haase, der aber gerade nicht zuhause war. Unser Fuchs  muss wohl die Adresse gelesen und weiteres Frischfutter erwartet haben. Stattdessen fühlte er sich nun ziemlich in die Ecke gedrängt, denn rechts im Garten knurrte ihn die Hündin Luisa an, links fauchte die Katze namens Karotte. Die Flucht nach vorn, zur Straße, wurde sowohl vom Gartentor versperrt, als auch von Mr. J, der kopfschüttelnd und grinsend davor stand. Also Rückzug, ab nach hinten in den Wald verschwand der Fuchs. Am nächsten Tag, so hörte ich, soll ein halbtoter Fuchs am Waldrand vom Jäger den Gnadenschuss bekommen haben. Wahrscheinlich waren die Zwerghäschen von der Sorte "schwer verdaulich". 

Die Dorfkatzen haben ihre eigene Taktik, sich gegen Füchse zu wappnen: Sie geben sich einfach als Hunde aus! Katze Karotte begleitet schon seit Jahren Hündin Luisa bei den Spaziergängen. Und auch unsere beiden, Kater Frodo und Kätzchen Lily, sind zumindest bei der abendlichen Dorfrunde mit Rika, der Mörder jagenden Schnüffelnase, immer dabei. Tierische Dorfpatrouille gegen Füchse. Sollen die doch anderswo wem Gute Nacht sagen!


Foto: Pixabay, freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt von PublicDomainPictures