Mittwoch, 12. November 2014

Novembernebelgrau

Der November zeigt sich inzwischen auch hier von seiner trüben Seite, zumindest zeitweise. Grund genug, trübe Gedanken zuzulassen?

Gestern, auf einem Stück Weg mit dem Hund durchs Donautal

Diese ungewöhnliche Karte flatterte gestern in meinen Briefkasten. Zunächst habe mich sehr über die lieben Grüße gefreut, dann wurde ich nachdenklich.


Was dieser seltsame Glückwunsch bedeutet, verrät die Rückseite der Karte, wo über den persönlichen Grüßen folgender Text steht:

1.357.304 Kinder. Wahnsinnig viel! Aber wie viele von ihnen haben das Jahr 2014 überhaupt erlebt, ihren 50. Geburtstag auch wirklich feiern können? Allein aus meinem Bekanntenkreis - alte Klasse, Parallelklassen - fallen mir über zehn Gleichaltrige ein, die inzwischen verstorben sind! Traurig ... Ich habe versucht, eine Statistik zu finden, die diese Frage beantwortet. Leider vergebens. Aber mir macht diese Karte auch bewusst, welch ein Glück ich habe, noch am Leben zu sein, mich jeden Tag an schönen Dingen zu erfreuen, lieben zu können und geliebt zu werden. Keiner von uns weiß, welcher Tag sein letzter auf dieser Erde sein wird. Das ist auch gut so. Aber wir sollten nicht so tun, als gäbe es für unser Leben eine "Reset-Taste", "Continue" wie in vielen Computerspielen oder die Monopoly-Karte "Gehe zurück auf Los und ziehe 4.000 Euro ein!" 

Also, weg mit den trüben Gedanken und das tun, was uns glücklich macht! Wenn ich mir das Textfoto genauer betrachte, muss ich schon wieder lächeln. Da hat die Post einen Sonderstempel aufgebracht, der teilweise lesbar ist: "Schützt die Natur!" Genau! Stellen wir den Jahrgang 1964 unter Naturschutz und sind besonders gut zu ihm. Ich bin dabei! 

Montag, 10. November 2014

9.11.1989 - Und Ihr so?

Der gestrige Tag ging unspektakulär an mir vorbei. Dabei wurde doch in ganz Deutschland des 9. Novembers 1989 gedacht. Damals fiel die Mauer und veränderte unser aller Leben. Gestern spielte Radio SWR3 Titel von Karat, ganz Deutschland wurde mit einer kostenlosen Sonderausgabe der BILD-Zeitung "beglückt" und in Berlin gab es eine Riesenparty. Vielleicht ist das Thema ja schon so "ausgelutscht", dass Ihr nicht mehr wissen wollt, wer was am 9.11.1989 gemacht hat. Alle Neugierigen dürfen natürlich gern meine ganz persönliche Geschichte lesen: 

Ich saß mit meinem Vater im Plattenbau unten in der Wohnung eines Nachbarn meiner Eltern. Hab dem Mann für 9.000 Ostmark seinen 21 Jahre alten Trabbi abgekauft, weil er "dran" war, einen neuen zu kriegen. Vertrag unterschrieben, Schlüssel und Papiere bekommen. Nur musste ich am nächsten Tag erst mit dem Sparbuch zur Bank, das Geld abheben. Als mein Vater und ich nach oben in die Wohnung meiner Eltern kamen, saß meine Mutter vor dem Fernseher und meinte: "Die Mauer ist offen." Meine spontane Reaktion: "Super! Und ich hab jetzt ein Auto und kann in den Westen fahren!" Was ich im Gegensatz zu manchen Spontanflüchtlingen der ersten Stunden erst eine Woche später tat. 

Der 21 Jahre alte dunkelbraune Trabbi - Spitzname "Rasende Wildsau" leistete uns fast ein Jahr lang treue Dienste. Er war mit uns in Hamburg, Berlin, Heidepark Soltau und Vogelpark Walsrode. Dann nahm uns ein schneller neuer Westwagen die Vorfahrt. Den "Trabbi-Schrott" verkaufte ich für den symbolischen Preis von 1 DM an einen Rollstuhlfahrer auf der Insel Usedom, der ihn sich selbst auf Handbedienung (Hycomat) umbaute und damit über die Insel flitzte. Gerüchte sagen, das tut er heute noch. ;-) Ach ja, und der am 9.11.1989 nigelnagelneue Trabbi des Nachbarn meiner Eltern war zu dem Zeitpunkt auch nur noch den symbolischen Preis von 1 DM wert ...

Heute lebte ich nicht mit Mr. J im Oberen Donautal und schriebe Bücher, meine Kinder hätten nicht schon die halbe Welt bereist und überall Freunde gefunden, und die aus Rumänien stammende Hundedame wäre kein Teil unserer Familie geworden, wenn nicht vor 25 Jahren die Mauer gefallen wäre. Dankbarkeit ist ein Wort, das für mich sehr gut hierher passt.


Leider existiert kein einziges Foto unserer "Rasenden Wildsau". Stattdessen hier ein Bild vom Erik in einem anderen Trabbi.

Ich würde mich freuen, auch Eure ganz persönlichen Erlebnisse vom 9.11.1989 zu lesen.