So fühle ich mich, wenn bei Dauerregen zwei Katzen und ein Hund mit mir "Rauslaufen - Reinlaufen" spielen. Da sie ihr Klo draußen haben, lasse ich sie natürlich raus - SAUBER. Rein kommen sie nur wenig später, denn es regnet ja, aber DRECKIG. Da ich wegen des Pfötchenmusters auf dem Fußboden keinen Ärger mit Jack Wolfskin bekommen möchte, bleibt nur Sisyputz.
Hier schreibt "Liselotte". Was ihr in den Sinn kommt. Manches ist genau so passiert, Anderes nicht...
Freitag, 13. Mai 2016
Mittwoch, 11. Mai 2016
13:89 Uhr und die magische Hobbit-Brille
Glaubst Du an Magie im Alltag? Nicht so, wie bei David Copperfield. Eher wie bei Harry Potter, wo parallel zum normalen Muggel-Universum eine Welt existiert, in der fast nichts unmöglich ist und magische Kräfte wirken.
Es begann damit, dass die Digitaluhr im Bad, deren Batterien ich vor ca. 2 Wochen gewechselt hatte, mitten in der Nacht um 13:89 Uhr stehenblieb. Diese, in unserer Muggel-Welt nicht existierende Uhrzeit, zeigt sie seitdem stur und unabhängig vom Sonnenstand an.
Und es geschehen weitere merkwürdige Dinge. Meine neue Sonnenbrille habe ich kürzlich beim Optiker anfertigen lassen. Angeblich nahm er dabei einzig auf meine (Fern-) Sehstärke Rücksicht, doch die Brille kann noch mehr. Sie verwandelt meine Mitmenschen in Hobbits! Kurzbeinig und breitgesichtig sehen, durch die Brille betrachtet, alle recht gemütlich aus, scheinen mir zuzulächeln. Ich lächele zurück - und dann lächeln sie noch mehr. Welch ein Zauber!
Die größte Magie aber ist der Angst-Weg-Zauber, der dieser Brille innewohnt. Die magischen Gläser lassen selbst steile Single-Trails (Mountain-Bike-Abfahrten über Stock und Stein) irgendwie gemütlich erscheinen. So kam es, dass ich beim Hegau-Bike-Marathon am vergangenen Sonntag völlig angstfrei die ansonsten gefürchteten Abfahrten bewältigte und heil und glücklich ins Ziel kam.
Es begann damit, dass die Digitaluhr im Bad, deren Batterien ich vor ca. 2 Wochen gewechselt hatte, mitten in der Nacht um 13:89 Uhr stehenblieb. Diese, in unserer Muggel-Welt nicht existierende Uhrzeit, zeigt sie seitdem stur und unabhängig vom Sonnenstand an.
Und es geschehen weitere merkwürdige Dinge. Meine neue Sonnenbrille habe ich kürzlich beim Optiker anfertigen lassen. Angeblich nahm er dabei einzig auf meine (Fern-) Sehstärke Rücksicht, doch die Brille kann noch mehr. Sie verwandelt meine Mitmenschen in Hobbits! Kurzbeinig und breitgesichtig sehen, durch die Brille betrachtet, alle recht gemütlich aus, scheinen mir zuzulächeln. Ich lächele zurück - und dann lächeln sie noch mehr. Welch ein Zauber!
Die größte Magie aber ist der Angst-Weg-Zauber, der dieser Brille innewohnt. Die magischen Gläser lassen selbst steile Single-Trails (Mountain-Bike-Abfahrten über Stock und Stein) irgendwie gemütlich erscheinen. So kam es, dass ich beim Hegau-Bike-Marathon am vergangenen Sonntag völlig angstfrei die ansonsten gefürchteten Abfahrten bewältigte und heil und glücklich ins Ziel kam.
Von den steilen Abfahrten gibt's leider kein Foto
Zieleinfahrt mit magischer Brille
Nach 31 km und 650 Höhenmetern gab es nicht nur eine Medaille, sondern auch ein kühles Bier.
Ich werde berichten, ob die Magie bleibt, wenn die Uhr wieder Muggelzeit anzeigt.
Mittwoch, 27. April 2016
(Un-)Wort des Tages
Die Eis-Eiligen!
Sie konnten nicht bis Mitte Mai warten, kamen schon jetzt zu uns und sind hoffentlich bald wieder verschwunden. Ob sich aus den gefrosteten Obstbaumblüten (Mirabelle, Pflaume, wilde Kirsche, Nashi-Birne) wohl noch leckere Früchte entwickeln?
Sie konnten nicht bis Mitte Mai warten, kamen schon jetzt zu uns und sind hoffentlich bald wieder verschwunden. Ob sich aus den gefrosteten Obstbaumblüten (Mirabelle, Pflaume, wilde Kirsche, Nashi-Birne) wohl noch leckere Früchte entwickeln?
Dienstag, 19. April 2016
Abenteuer
Aus aktuellem Anlass wieder einmal ein Drabble für Euch. Das sind diese Mini-Kurzgeschichten, die aus exakt 100 Worten + Überschrift bestehen:
Abenteuer
Eine Frau kommt aus dem Gebüsch. Mit wackligen Schritten betritt sie den Wanderweg. Erschöpft sieht sie aus. Ihr Haar ist zerzaust, Reste von kleinen trockenen Zweigen und zerbröselten Blättern haben sich darin verfangen. Ihr Gesicht und ihr Körper sind schmutzig. An den Armen hat der herablaufende Schweiß helle Spuren in den Staub gewaschen.Ihre braungebrannten Beine sind zerkratzt von Dornen, zerstochen von Mücken, und sie spürt immer noch, wo die Brennnesseln sie gepeitscht haben.
Dennoch liegt ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Weil sie soeben im Wald ihren Geliebten traf? Nein. Sie ist Geocacherin und hat gerade einen T4 gefunden.
Für alle Nicht-Geocacher: T4 ist die zweithöchste, also zweitschwierigste, Terrainwertung.
Mittwoch, 13. April 2016
Was man (nicht) sagen darf
Mein Sohn, damals zweieinhalb Jahre alt, und ich kamen vom Kindergarten. Im Flur des Plattenbaus, in dem unsere Wohnung lag, trafen wir einen großen korpulenten Nachbarn, Herrn B. Der Nachbar lächelte uns freundlich an und öffnete gerade den Mund zu einem netten Gruß, als mein Sohn ihm zuvor kam. Mit dem Finder auf Herrn B. zeigend, stieß er hervor: "Mama, das ist aber ein dicker fetter Onkel!" Der Nachbar lächelte nicht mehr und verschwand schnell hinter seiner Wohnungstür.
Ich erklärte meinem Sohn sofort und danach noch mehrmals, dass man so etwas nicht sagen soll, weil der Onkel dann traurig ist. Ein paar Tage später begegneten wir Herrn B. auf der Straße. Mein Sohn lachte den Nachbarn ganz freundlich an und wollte jetzt alles richtig machen. Ganz laut sagte er zu mir: "Mama, stimmt's, dicker fetter Onkel sagt man nicht!"
Etwaige Ähnlichkeiten mit aktuellen Ereignissen sind reiner Zufall und weit hergeholt. Schließlich ging es damals um dick und fett und nicht um Ziegen mit kurzen Schwänzen oder so.
Dienstag, 5. April 2016
Frauen, Männer und Zugfahren
Gerade las ich einen Blogbeitrag von herland "Abteilung Frau". Darin geht es um Frauen, die auf Zugfahrten die unmöglichsten Dinge mit fremden Männern erlebten. Ehrlich gesagt, habe ich beim Lesen erleichtert aufgeatmet, denn anscheinend hatte ich bisher Glück. Beim Bahnfahren bin ich noch nie auf solche unmöglichen Männer getroffen, im Gegenteil. Was Frau erleben kann, wenn sie kurzfristig einen Platz im 6er-Abteil eines Nachtzugs bucht, habe ich in folgender Geschichte aufgeschrieben:
Liegewagen 5+1
Die untergehende Sonne tauchte Berlin in goldenes Licht. Durch das Fenster des Zuges sah ich hinaus auf den Bahnsteig. Die gläserne Kuppel des Hauptbahnhofs ließ das Sonnenlicht ungehindert hindurch, und so glänzte der Bahnsteig ebenso golden wie die Stadt. Noch war ich allein im Sechser-Abteil des Liegewagens und hegte die stille Hoffnung, dass dies so bleiben möge. Wenigstens von Berlin bis Augsburg, dem Ziel meiner Reise. Meine Handtasche hatte ich bereits auf die Pritsche ganz oben rechts geworfen. Darin befand sich unter anderem ein dickes Buch, das ich im gemütlichen Schein der Lampe über meiner Liege zu lesen gedachte. Die letzten Tage waren hektisch gewesen. Ich hatte eine Gruppe Japanerinnen auf ihrer Reise zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Deutschlands begleitet. Um so mehr freute ich mich auf eine entspannte Fahrt mit dem Nachtzug, der mich quasi im Schlaf an mein Ziel bringen würde. Plötzlich hörte ich draußen vom Gang Gelächter und Gerangel. Zwei rothaarige junge Männer mit Rucksäcken schubsten sich gegenseitig ins Abteil. Sie verstummten abrupt, als sie mich erblickten. Nachdem klar war, dass wir die Nacht gemeinsam in diesem Abteil verbringen würden, wurden sie ausgesprochen höflich. Sie gaben mir die Hand und stellten sich mit Namen vor. Pat und Jack waren Studenten aus Schottland, auf dem Weg nach Italien. Immer wieder kicherten sie und warfen einander verlegene Blicke zu. Sie hatten sicher nicht erwartet, mit einer Frau, die etwa so alt war, wie sie beide zusammen, gemeinsam ein Abteil des Liegewagens zu belegen. Pat und Jack schoben ihre Rucksäcke unter die beiden untersten Pritschen und begannen sofort, Laken und Decken ordentlich auszubreiten, als wollten sie im nächsten Moment darunter verschwinden. Entweder waren sie tatsächlich sehr müde, oder sie versuchten, ihre andauernde Verlegenheit durch sinnvolle Tätigkeit zu überspielen.
Erleichterung machte sich auf den Gesichtern der beiden Studenten breit, als ein weiterer Gast sich zu uns gesellte. Dieser Mann war etwas älter als ich. Er trug die grauen, leicht gewellten Haare fast schulterlang, was ihm den Habitus eines Künstlers verlieh. Sein Blick war freundlich, er sprach langsam und wählte seine Worte sorgsam. Auch er stellte sich kurz vor, allerdings ohne jemandem im Abteil die Hand zu schütteln. Fast bedauerte ich dies, nachdem ich einen verstohlenen Blick auf seine schlanken gepflegten Hände geworfen hatte. Friedrich war Musiklehrer und auf dem Heimweg nach Salzburg. Der Zug fuhr mit einem leisen Rucken an. Pat und Jack verschwanden in Richtung Restaurantwagen. Friedrich und ich traten hinaus auf den Gang. Wir sahen stumm aus dem Fenster und hingen jeder unseren Gedanken nach. Ich sah Berlin vorüberziehen und spürte leise Wehmut, dass ich dieses Mal nur so wenig Zeit für diese liebenswerte Stadt gehabt hatte.
"Abschiede tun weh." Der Musiklehrer sprach leise, fast wie zu sich selbst. "Auch wenn man sich sehr aufs Ankommen freut."
Ich lächelte, denn er hatte recht.
"Sie reisen ohne Gepäck?", wunderte sich Friedrich.
Ich erzählte, dass ich heute eine Gruppe Japanerinnen nach Berlin begleitet hatte und nun auf dem Weg nach Hause war. Und dass ich Schriftstellerin sei und hoffe, im Zug ein paar Puzzlesteine für eine meiner nächsten Geschichten zu finden. Friedrich wollte wissen, was ich schon geschrieben habe. Er betonte, dass er und seine Frau Bücher über alles liebten und Rebecca sogar als Bibliothekarin in Salzburg arbeite.
Mir verschlug es fast die Sprache. Bisher kannte ich nur einen einzigen Menschen in Salzburg. Rebecca, Bibliothekarin, der ich vor zwei Jahren in einem Bücherhotel in Mecklenburg begegnet war. Seither standen wir lose in Kontakt, schrieben uns ab und zu und telefonierten sehr selten. Ich wusste, dass sie verheiratet war. Etwa mit Friedrich, den das Schicksal in Form des Buchungssystems der Deutschen Bahn in das gleiche Nachtzugabteil wie mich geführt hatte?
Vorsichtig fragte ich nach: "Heißt Ihre Frau Rebecca Engelmann?"
Jetzt war es an Friedrich, in Sprachlosigkeit zu erstarren. Er blickte mich an, als wäre ich ihm plötzlich unheimlich geworden.
"Sie kennen meine Frau?"
Wenn das kein Zufall war! Wir beschlossen spontan, unser Gespräch im Restaurantwaggon bei einem Glas Rotwein fortzusetzen. Der Schaffner, dem wir auf dem Weg dorthin begegneten, informierte uns nach einem Blick auf unsere Fahrkarten, dass ab Magdeburg noch zwei weitere Herren in unserem Abteil mitreisen würden..
Wir fanden einen freien Tisch im Restaurant und bekamen umgehend jeder unser Glas Wein.
"Zum Wohl", sagte Friedrich und seine Augen leuchteten.
"Zum Wohl! Und auf den Zufall, der in der Bahn mitfährt", ergänzte ich lachend. Wir plauderten zwanglos. Dabei gingen wir ganz selbstverständlich zum "Du" über und unterhielten uns hauptsächlich über Bücher, aber auch über Rebeccas und meine Arbeit. Draußen war es inzwischen völlig dunkel geworden. Nur ab und zu, wenn wir an einer kleinen Ortschaft vorbeifuhren, huschten Fenster wie gelblich leuchtende Augen vorbei. Ich stellte mir vor, dass dort Menschen ebenso in gute Gespräche vertieft waren wie Friedrich und ich. Aus ihrer Perspektive musste unser Zug aussehen wie ein langer, leuchtender Pfeil, der durch die Nacht schoss. Wer weiß, welche sehnsuchtsvollen Wünsche die Menschen in den Häusern uns hinterher schickten? Träumten wir nicht alle immer wieder vom Reisen und vom Ankommen an einem schönen Ort? Friedrich lächelte, als ich ihn meine Gedanken wissen ließ.
"Das ganze Leben ist eine Reise", sagte er und sah dabei sehr weise aus. Ich lachte.
"Ja, aber ohne Fahrplan. Du weißt nie, was dich an der nächsten Station erwartet."
"Oder wer", fügte Friedrich hinzu.
Wir beließen es bei dem einen Glas Wein. Friedrich hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und war müde.
Bei der Rückkehr ins Abteil fanden wir Pat und Jack schlafend vor. Sie hatten sich in ihre Decken eingehüllt und sahen aus wie kleine unschuldige Kinder. Wir kletterten jeweils nach ganz oben, Friedrich auf die linke, ich auf die rechte Seite des Abteils. Wenig später verrieten die gleichmäßigen Atemzüge von gegenüber, dass ich als Einzige im Raum noch wach lag. Ich kuschelte mich in meine Decke und öffnete im Schein der Leselampe über meiner Pritsche das mitgebrachte Buch. Das leise, kaum spürbare Rattern des Zuges schenkte mir ein Gefühl der Geborgenheit. Gab es eine entspanntere Art zu reisen? Viele Seiten später löschte ich das Licht und glitt in einen wunderbaren Schlaf hinüber. Erst der Weckruf über den Bordlautsprecher am nächsten Morgen ließ mich in die Realität zurückkehren. Friedrich rieb sich verschlafen die Augen und flüsterte:
"Guten Morgen."
Ein Blick nach unten zeigte mir, dass auch die beiden mittleren Pritschen belegt waren, wie der Schaffner vorausgesagt hatte. Die zwei lockigen, bärtigen Gestalten hatten ihre Decken fast bis an die Ohren hochgezogen und schliefen unbeeindruckt weiter. Vom Zustieg der Männer in Magdeburg hatte ich nichts bemerkt. Anscheinend fuhren sie bis München weiter, genau wie Friedrich und die beiden schottischen Studenten, die ebenfalls noch tief unter ihren Decken versteckt schlummerten. Ich fühlte mich wunderbar ausgeruht und freute mich auf zu Hause. So tief und gut hatte ich lange nicht mehr geschlafen. Leise, um die Anderen nicht zu wecken, suchte ich meine Sachen zusammen und verabschiedete mich von Friedrich. Natürlich gab ich ihm ganz liebe Grüße an seine Frau mit auf die weitere Reise, bevor ich in Augsburg den Zug verließ und hinaustrat in einen sonnigen Morgen.
Am Abend klingelte mein Telefon. Eine österreichische Nummer. Rebecca lachte schon bei der Begrüßung. Sie betonte immer wieder, was für ein witziger Zufall es doch sei, dass ihr Mann und ich im selben Liegewagenabteil gereist seien. Wir witzelten und kicherten herum, über das Reisen im Allgemeinen, über Männer und insbesondere über Ehemänner. Irgendwann sagte ich:
"Was ich überhaupt nicht gedacht hätte: Da fahre ich mit fünf Männern gemeinsam in einem Abteil und schlafe wie ein Baby. Keiner von ihnen hat geschnarcht."
Warum Rebecca diese Aussage so erheiterte, dass sie vor Lachen zunächst gar nicht sprechen konnte, erfuhr ich wenig später, als sie wieder zu Atem kam.
"Ja", sagte sie, "das hat Friedrich auch erzählt. Keiner der Männer hat geschnarcht. Dafür du um so mehr."
©Jo Jansen 2015
Samstag, 5. März 2016
Mia, die Füchsin
Mia, die Füchsin
Hinter Hausen im Tal, ein Stückchen den "Fall" hinauf, lebte eine Fuchsfamilie. Klaus, der alte Fuchs, hatte, wie die meisten männlichen Füchse, drei Gefährtinnen - Lia, Pia und Mia. Mit ihnen paarte er sich jedes Jahr im Januar oder Februar. Im Frühling brachten Lia und Pia jeweils drei bis vier niedliche Junge zur Welt. Doch was war mit Mia, der dritten Füchsin? Ihr blieben die Nachkommen versagt.
So geschah es, dass Lia und Pia ihre anfangs noch blinden und hilflosen Jungen versorgten, Klaus auf Mäusejagd ging und Mia sich überflüssig fühlte. Im Laufe des Sommers wurden die Fuchswelpen größer. Bald verließen sie tagsüber mit ihren Müttern den Bau, um in der Sonne zu spielen. Manchmal ließ Mia sich von der Unbeschwertheit der jungen Füchse anstecken und balgte mit ihnen fröhlich herum. Spätestens, wenn die müden Jungen sich an ihre Mütter kuschelten, um ein wenig zu dösen, bedauerte Mia, selbst keine Welpen zu haben.
In einer lauen Sommernacht kam Mia von der Jagd aus dem Wald zurück. Sie war weit gelaufen. Mia freute sich auf die gemütliche Sandkuhle vor dem Bau, im Schatten des großen Haselnussbusches. Dort wollte sie den Tag verschlafen. Um schneller beim Bau zu sein, nahm Mia die Abkürzung am Rande des Dorfes entlang. Ihr Weg führte sie direkt am Grundstück einer jungen Menschenfamilie vorbei. Die Blumenwiese hinter dem Haus reichte bis an den Waldrand. Alles war ruhig, die Menschen schliefen um diese Zeit tief und fest. Mia blieb stehen und sah zu dem Haus hinüber. Auf der Terrasse hatte sie schon einmal ein Stück kaltes Fleisch gefunden, das einem der Kinder der Familie unter den Tisch gefallen war. In der Hoffnung, auch heute wieder einen Leckerbissen zu entdecken, schlich Mia näher. Die Blumen wuchsen so hoch, dass sie Mia Deckung gaben, für den Fall, dass doch einer der Menschen auftauchen sollte. Prüfend sog Mia die Luft ein und witterte in Richtung Haus. Noch lag kein Fleischgeruch in der Luft und doch ...
Ein anderer Duft stieg ihr in die Nase. Die Füchsin blieb stehen und versuchte einzuordnen, was sie wahrnahm. Mia witterte etwas Tierisches, jedoch kein verlockendes, blutiges Aroma frischen Fleisches. Nein, es war gar kein Fleisch, trotzdem eindeutig Tier. Und Mensch? Mia schwankte zwischen Verwirrung und Neugier. Sollte sie flüchten oder nachsehen? Die Neugier siegte. Die Füchsin duckte sich noch ein wenig tiefer in die Blumenwiese und schlich näher. Sie wusste, sie konnte sich in erster Linie auf ihren Geruchssinn, dann auf ihr Gehör und zuletzt auf ihre Augen verlassen. Im nächsten Moment vergaß sie dieses Wissen, ließ Gehör und Geruch außer Acht und starrte wie gebannt auf die Bretter der Terrasse. Dort, wo die Menschen in ihren Bau hineingingen, leuchteten zwei kleine, rötliche Dinger im fahlen Mondlicht. Mia wollte einfach glauben, dass es zwei Fuchswelpen waren, wie ihre Augen ihr vorgaukelten. Mit einem eleganten Satz landete sie auf der Terrasse und packte eines der beiden roten Wesen vorsichtig mit ihrem bereits im Sprung geöffneten Maul. Wie ein Poing-pong-Ball nutzte die Füchsin den Schwung des Ansprungs, drehte sich in der Luft herum und war sofort wieder in der Deckung der Blumenwiese verschwunden.
Vorsichtig und stolz zugleich trug Mia ihre Beute im Maul, als sie sich dem Fuchsbau näherte. Der Morgen dämmerte bereits, Pia und Lia saßen mit ihren Jungen in der Sandkuhle vor dem Bau und warteten auf Klaus. Mia huschte an ihnen vorbei und verkroch sie tief unten im Fuchsbau in einer Höhle, die früher der Dachs bewohnt hatte. Langsam setzte die Füchsin ihre Beute ab. Sie beschnüffelte ihren Fund von allen Seiten und fand den ersten Eindruck bestätig. Es roch nach Tier und Mensch. Nicht nach Fuchs. Noch nicht ... Liebevoll begann die Füchsin, ihre Beute abzulecken. Wieder und wieder, von allen Seiten, bis ihr eigener Geruch begann, die fremde Ausdünstung zu überdecken. Ich nenne dich Max, dachte sie. Dann rollte sie sich zufrieden zusammen, fast wie eine Kugel, mit Max in ihrer Mitte.
In den nächsten Tagen behandelte Mia ihren Max wie andere Füchsinnen ihre frisch geborenen Welpen. Sie leckte ihn, trug ihn umher und bewachte ihn eifersüchtig vor den anderen Füchsen. Niemand durfte ihm zu nahe kommen. Das ging fast einen Monat so, dann wurde Mia unruhig. Normalerweise verlassen Fuchswelpen im Alter von drei bis vier Wochen erstmals den Bau, um draußen zu spielen. Max wollte nicht nach draußen und er sah auch nicht aus, als ob er spielen wollte. So machte sich Mia eines Nachts erneut auf den Weg zum Dorf, schlich am Rande der Gärten entlang, alle Sinne geschärft auf der Suche nach einer bestimmten Beute. Dieses Mal kehrte sie mit einem größeren, dunkleren Etwas zurück. Lange Schnüre hingen an den Seiten herunter und tanzten im Rhythmus von Mias Schritten, während sie glücklich dem Fuchsbau zueilte. Pax, wie sie ihn nannte, wurde genau wie zuvor Max einen Monat lang von Mia liebevoll umsorgt. Dann legte die Füchsin Pax zu Max in eine kleine Seitenhöhle und lief des Nachts wiederum ins Dorf. Bald schon kehrte sie mit Ela zurück. Ela war anders als Max und Pax. Ihr Körperbau war schlank und elegant geschwungen.
Von nun an hatte Mia eine Aufgabe. Alle vier Wochen holte sie sich einen der Schuhe, die von den Dorfbewohnern draußen auf der Terrasse, im Garten oder vor der Haustür stehen gelassen worden waren. Die Füchsin war nicht wählerisch. Egal, ob roter Kinderstiefel, schwarzer Herrenschuh, eleganter Damenpumps oder schlammverkrusteter Joggingschuh - bei Mia bekam jeder Schuh seine Chance auf ein neues Leben im Fuchsbau. Jedoch holte Mia immer nur einen Schuh pro Paar, als wollte sie gerecht mit den Menschen teilen. Wann Mia das letzte Mal auf Beutezug war, fragst du? Das dürfte jetzt ungefähr einen Monat her sein ...
©Jo Jansen 2016 Auszug aus dem Buch mit dem Arbeitstitel "Donautalgeschichten"
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