Monster sind plötzlich da, jagen uns
einen Schreck ein, bleiben eine Weile, um sich an unserer Angst zu
ergötzen und dann … verschwinden sie wieder, nur um irgendwann
erneut aufzutauchen und uns mindestens genauso zu erschrecken. Beim
zweiten Mal ist der Schreck meist sogar noch größer, denn waren wir
doch, beim ersten Verschwinden des Monsters, der irrigen Hoffnung
gewesen, dass sein Auftauchen ein Versehen gewesen sein könnte, es
sich sozusagen nur in der Tür geirrt hätte und eigentlich die
Nachbarn von gegenüber besuchen wollte.
Unterschätze nie ein Monster! Es weiß
genau was es tut und zu wem es will. Denn es ist ein Wesen, das sich
von Deinen innersten, verborgensten Ängsten nährt und daher genau
weiß, wie es Dich - und nur DICH – bange machen kann.
Nehmen wir einmal mein ganz
persönliches Schreckensmonster. Es nennt sich „Hilfe, mir fällt
nichts mehr ein“ oder kurz Schreibblockade. Klingt so
ähnlich wie Schokolade, ist aber überhaupt nicht lecker. Und es
kann hier im Hause nur mich erschrecken. Meinem Nachbarn würde es
nur ein müdes Lächeln abringen, wenn es vor seinen Sessel spränge,
in dem er gerade die Sportschau sieht und riefe „Buh! Ich bin eine
Schreibblockade!“ „Na und“, würde Peter, der Lastwagenfahrer,
sagen, „ich wollte heute eh nix mehr schreiben.“ Und seine Frau
steckte dem Monster wahrscheinlich sogar die Zunge aus „Ätsch,
Einkaufszettel ist schon fertig geschrieben, mehr schreib' ich heute
auch nicht.“
Nein, so dumm ist ein Monster nicht. Es
arbeitet sehr effizient. Es kommt nur zu dem, den es mit Sicherheit
zu erschrecken weiß. So ein Schreibblockadenmonster zeigt sich ja
dadurch, dass es auf meinem Schreibtisch hockt, mit Unmengen von
Kaffee und Keksen gefüttert werden will und mich dabei in dem
Glauben lässt, dass es gleich wieder verschwindet, wenn ich ihm nur
all seine Wünsche erfülle. In Wirklichkeit genießt es diesen
Zustand des Verwöhntwerdens und tut alles, um so lange wie möglich
bleiben zu können. Es kleckert mit dem Kaffee, dass ich aufspringe
und sofort einen Lappen hole, bevor das Holz des Schreibtischs
hässliche Flecken bekommt. Es bröselt Kekskrümel in die Tastatur
meines Notebooks, sodass die Leertaste plötzlich klemmt und ich
sofort den Staubsauger holen muss. Es lässt Schmutzwäsche
und Schmutzgeschirr sich schreiend in mein Gedächtnis bohren, als
hinge mein Leben davon ab, unbedingt sofort die Waschmaschine
anzustellen oder die Spülmaschine auszuräumen. Ja, es zieht sogar
den in seinem Körbchen schlafenden Hund am Schwanz, sodass er
jaulend zu mir gelaufen kommt und ich denke, die arme Fellnase muss
unbedingt Gassi gehen. Jetzt sofort. Nun kann es sein, dass
das zottelige Vieh, also das Monster, nicht mein Hund, immer noch auf
dem Schreibtisch hockt, wenn ich von der Gassirunde zurückkomme.
Dann beginnt das Spiel von vorn, siehe oben. Einzig hilfreich scheint
mir, es zu ignorieren. Das fällt schwer, sehr schwer, denn das
Monster schreit ja förmlich danach, sofort bedient zu werden.
Und genau das ist sein wunder Punkt. Warten mag es nämlich gar
nicht. Wenn ich einfach drauflos schreibe und nicht ständig auf
seine Bedürfnisse schiele, dann wird dem Scheusal langweilig und es
verschwindet. Einfach so. Bis zum nächsten Mal.
Das wirft eine ganz andere Frage auf.
Was macht ein Monster in seiner Freizeit? Liegt es auf der Wiese
unterm Apfelbaum und denkt sich Wolkentiere aus? Wäscht es seinen
Monsterpelz heimlich in meiner Waschmaschine mit und lässt dabei
einzelne Socken meines Liebsten verschwinden? Oder arbeitet es im
Nebenjob im Supermarkt und sorgt dafür, dass die Verkäuferinnen und
Kassiererinnen auch wirklich nicht lächeln? Vielleicht sollte ich
ihm einfach ein Quer-durchs-Land-Ticket der Deutschen
Bundesbahn schenken und hoffen, dass es irgendwo anders aussteigt und
nie wieder zu mir zurück findet. Damit bleibt nur noch eine letzte
Frage übrig: Würde ich es vermissen?
Oh Uta dieses Schokoladen bzw. Schreibblockadenmonster kenne ich auch.Die letzte Zeit denke ich, es hat mich fest in Griff, wie schafft es, dass es auch noch bei dir ist? Das mit der Fahrkarte quer durch Deutschland wäre ja mal eine Ideee. Aber vielleicht mag es auch Wärme lieber und wir sollten es ans Mittelmeer schicken. TBZ
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