Ich
habe das Buch gelesen und noch mehr Gänsehaut bekommen, als in der
Rezension beschrieben.
"Ein
junges Paar, frisch verheiratet und hoch verschuldet, träumt von
einem besseren Leben. Den Weg dorthin scheint die "Juno-AG",
ein Finanzdienstleister mit Strukturvertrieb, zu bieten, wo man für
harte Arbeit bald fünfstellig verdienen soll - und nie mehr weniger.
Verkauft werden soll dafür eigentlich nur ein einziges Produkt, eine
Rentenversicherung mit möglichst hohen monatlichen Raten. Dafür
gibt es Schulungen in teuren Hotels, die von den selbstständigen
Mitarbeitern selbst zu zahlen sind. Die Machenschaften sind für den
Leser so durchschaubar, dass ich mich fragte, warum die, die
"drinstecken" nicht merken, wie sie abgezogen werden? So
sollen z.B. immer wieder neue Adressen potentieller Kunden oder
Mitarbeiter gebracht werden. Diese werden von den übergeordneten
"Strukkis" kopiert, warum wohl? Das Denken der Mitarbeiter
wird so sehr manipuliert, dass sie ihr privates Umfeld einteilen in
(potentielle) "Kunden", "Mitarbeiter" und
"Verlierer". Zu letzteren halten sie keinen Kontakt mehr,
warum auch, es ist mit ihnen kein Geld zu verdienen.
All
diese Mechanismen beschreibt die Autorin sehr glaubwürdig am
Beispiel von Mike und Rena. Besonders Renas Gedanken, ihr Wandel,
ihre Zweifel, die sie dann doch wieder fortschiebt, sind so dermaßen
nachvollziehbar, dass ich manchmal Gänsehaut bekam und das Buch
beiseite legen musste. Warum? Weil ich weiß, dass Frau Berling Recht
hat, denn ich habe selbst meine Erfahrungen in diesem System aus Lug
und Trug machen dürfen.
Interessanterweise
spielt die Handlung in den Achtziger Jahren, was wohl mit dem
Lebenslauf der Autorin zu tun hat. Das sorgt für durchaus lustige
Erinnerungen beim Leser - an Schulterpolster, Leggings und schmale
Lederschlipse ;-) Leider ist das Werk auch heute noch hochaktuell,
wird von den Schwarzen Schafen der Branche nach dem gleichen Muster
gearbeitet.
Jeder,
der sich mit dem Gedanken trägt "DA" anzufangen und
schnell viel Geld zu verdienen, sollte unbedingt dieses Buch lesen.
Jeder, der glaubt, sein Versicherungsvertreter verdiene zuviel,
ebenfalls. Abgezockt werden immer die Kleinen - Kunden, aber auch
Vertreter, deren Provision von der Stornohaftung aufgefressen wird.
Rena
und Mike haben den Absprung geschafft. Wen interessiert, wie es
weiterging, dem empfehle ich Carla Berlings Werk "Vom Kämpfen
und vom Schreiben", wo u.a. die Schreibmaschine mit dem kaputten
"e" wieder auftaucht. Und als Versicherungskunde vertraue
ich weiter dem guten alten Vertreter, der schon seit Jahrzehnten
seriös dieselbe Firma vertritt."
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