Freitag, 16. November 2012

Druckfrisch


Über 50 Autoren haben ein Buch geschrieben, zugunsten bedürftiger Kinder. Meine Geschichte "Weihnachtsaugen" ist mit dabei *FREU* Ich stelle sie als Leseprobe an das Ende dieses Artikels und hoffe, sie gefällt Euch.
Stimmt Euch mit dem Buch auf Weihnachten ein und tut gleichzeitig etwas Gutes. Der Erlös geht zu 100 Prozent an den Verein Herzlicht, wir Autoren wollen also gar nicht daran verdienen. Das Buch ist bei Amazon erhältlich als Papierbuch und als E-Book. Auf Wunsch schreibe ich Euch einen persönlichen Gruß hinein ;-)

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Leseprobe:


Weihnachtsaugen

Herr Willmann stapfte durch den Schneematsch nach Hause, die Mütze tief ins Gesicht gezogen, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen. Er kam vom Friedhof. Niemand außer ihm war jetzt noch unterwegs. Er sah zu den Fenstern des Mehrfamilienhauses hinauf. Nur bei ihm war es dunkel. Bei allen anderen leuchteten und glitzerten Tannenbäume. Er stellte sich vor, wie die Nachbarn „Stille Nacht“ sangen, sich gegenseitig mit Geschenken überhäuften und fetten Gänsebraten aßen. Einmal im Jahr heile Welt. Morgen würden hinter den gleichen Fenstern wieder böse Worte fallen und Menschen sich gegenseitig den Alltag zur Hölle machen. Verlogen waren sie, alle. Seine Luise, ja, die war anders gewesen, die Liebe in Person. Jeden Tag. Er vermisste sie.

Herr Willmann näherte sich seiner Haustür, kam an der Toreinfahrt mit den Mülltonnen vorbei. Ein leises Rascheln war zu hören. Rattenpack, dachte er. Im nächsten Moment wurde aus dem Rascheln ein Fiepen, ein Winseln, und dabei rollte ein schmutzig braunes Wollknäuel direkt vor die Füße des alten Mannes. Er blieb abrupt stehen, um nicht darauf zu treten. Das Wollknäuel schüttelte sich und sah ihn plötzlich mit großen braunen Augen an.

„Wuff“! Ein Hund! Herr Willmann hatte einen Hund besessen, als er noch nicht Herr Willmann war, sondern einfach nur Karl. Das war nun fast siebzig Jahre her. Der alte Mann beugte sich vorsichtig herab, zog seinen Handschuh aus und streichelte das Tier. Nichts als Haut und Knochen fühlte er unter dem verfilzten Fell. Und eine warme, weiche Zunge, die ihm dankbar die Hand leckte. Du siehst aus, als würdest Du Struppi heißen, dachte Karl. Der eisige Wind reizte die Augen des alten Mannes. Er sah den Hund an, seine tränenden Augen sprachen ein stummes Komm!

Nachdem er den Streuner gebadet und ihm dabei vorsichtig die Kletten aus dem Fell gebürstet hatte, nahm Herr Willmann ein großes, weißes Frotteehandtuch, mit eingestickten Initialen LW. Seine Luise hätte sicher nichts dagegen, dass er Struppi nun damit abtrocknete. Der kleine Kerl hechelte und blickte den alten Mann mit großen, warmen Augen an. Er sah hungrig aus, der Struppi. Nur, die Soljanka, die in der Küche auf dem Herd stand, würde ihm wohl kaum schmecken. Wo bekam man am Heiligabend Hundefutter her? Alle Geschäfte hatten geschlossen. Die Nachbarn von ganz unten! Mit ihnen wechselte Herr Willmann kaum ein Wort, nur Morg'n, Tach oder n'Abend, je nach Tageszeit. Doch sie hatten einen kleinen Hund, den sie verwöhnten wie ein Kind. Sicher hätten sie auch Hundefutter im Haus.

Wenig später stand Herr Willmann vor der Tür im Erdgeschoss. Ein bisschen unangenehm war ihm das schon, am Heiligabend. Aber Struppi war ihm gefolgt, saß neben ihm auf der Fußmatte und sah mit erwartungsvollen Augen auf die Tür, als wüsste er, dass dahinter Futter wartete. Entschlossen drückte der alte Mann auf den Klingelknopf.

„Fröhliche Weihnachten, Herr Willmann!“ Berta Lietz sah ihn freudig überrascht an, kaum dass sie die Tür geöffnet hatte.
„Fröhliche Weihnachten.“ Während der alte Mann noch den Gruß erwiderte, beugte sich die Nachbarin bereits hinab zu Struppi, streichelte ihn und fragte, was das denn für ein magerer kleiner Kerl sei. So kamen die beiden ins Gespräch, zum allerersten Mal.

Bald darauf saß Karl in der guten Stube der Lietzens, trank einen Obstler mit Herbert, wie Herr Lietz mit Vornamen hieß, und ließ sich Bertas Kartoffelsalat schmecken. Ob es am Schnaps lag, dass dem alten Mann so warm ums Herz wurde? Seine Augen tränten nicht mehr, in ihnen spiegelte sich das Leuchten des Tannenbaumes. Unter dem Tisch schnarchten zwei zufriedene, satte Hunde.

Das war der Zauber von Weihnachten. Oder war es der Zauber der großen braunen Hundeaugen?  

4 Kommentare:

  1. Auch deshalb liebe Weihnachten... die Menschen sind anders - nicht nur in den Geschichten. Danke für die Lesefreude!

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  2. So eine schöne Geschichte, das animiert mich, das Buch zu kaufen.
    Vielen Dank, viele Grüße und ein schönes Wochenende
    www.erzaehl-doch-mal.de

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  3. Danke! Freut mich, dass euch die Geschichte gefällt und Ihr mehr lesen wollt.

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  4. Es gibt doch immer wieder schöne Überraschungen! ;o)

    Deine Geschichte gefällt mir sehr gut. Eine schöne Idee, die du da hattest!

    LG Maren


    Die Hoffnung ist wie Zucker im Kaffee: Auch wenn sie klein ist, versüßt sie alles.

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