Freitag, 3. Oktober 2014

3. Oktober - Feiertag

"Tag der Deutschen Einheit" oder "Nationalfeiertag", das klingt wichtig und würdevoll. Meiner Meinung nach zu recht. Die Spaltung Deutschlands war unwürdig, die Repressalien gegen Menschen, die sich dagegen auflehnten, ungerecht. Dass es Todesopfer gab, ein Verbrechen. 

Inzwischen schaukeln auf Spielplätzen Kinder, deren Eltern bereits im vereinigten Deutschland geboren wurden. Für sie werden die "innerdeutsche" Grenze und der Mauerfall nur noch ein Kapitel in Geschichtsbüchern sein. Die Begriffe Ossi und Wessi hoffentlich ebenso. Ein Mecklenburger ist anders als ein Ostfriese und ein Schwabe ist kein Sachse - auch wenn die beiden letztgenannten einen mit ihrem Dialekt in den Wahnsinn treiben können. Das bayrische Oktoberfest mit Dirndl und Lederhose wird mittlerweile auch in Mecklenburg gefeiert. Und doch sind die für mich überholt klingenden O- und W-Worte noch in vielen Köpfen. "Die haben jahrzehntelang Eigentum schaffen können." "Denen wird alles reingesteckt und wir zahlen es." Neid ist nie ein guter Ratgeber. Neugierde und Respekt vor dem Anderssein dagegen schon. Ein Pärchen aus Sigmaringen  erzählte mir, sie hätten eine Radtour durch Mecklenburg gemacht. Wie begeistert sie waren von der unberührten Natur, der Stille an den vielen kleinen und großen Seen. Freundlichen Menschen seien sie begegnet, genau wie hier in Schwaben. 

Sprüche, die ich in der Vergangenheit hörte: "Du bist eine O?! Das merkt man ja gar nicht!" Große, erstaunte Kulleraugen. Warum, weiß ich bis heute nicht. Oder auch "Kein Wunder, der ist ja ein O!", über einen Kollegen, der sich unpassend verhalten hatte.

© Heike Adami - Danke, dass ich das Foto verwenden durfte! :-)

Vereintes Deutschland heißt auch, vereinte freundliche, grummelige, gleichgültige, höfliche und unhöfliche Menschen. Vereinte Spaßvögel und vereinte Idioten. Die gab es und die wird es immer geben. In jedem Land der Welt. Ich bin froh und dankbar, mich frei unter ihnen bewegen zu dürfen. 

DAS ist ein Grund zum Feiern! Euch allen einen wunderschönen Feiertag. Ich werde mit Rika durch den schwäbischen Wald oberhalb des Donautals streifen ...

1 Kommentar:

  1. Hallo Jo-Uta,
    ein schöner Beitrag zum "Tag der Einheit". Wie schön ist es doch, sich frei bewegen und entfalten zu können, so wie man es selbst möchte. Die O- und W-Wesen wird es in der nächsten Generation nicht mehr geben, davon gehe ich aus. Unsere Kinder sehen alles globaler. Wir sollten aber unser Wissen und unsere eigenen Erfahrungen mit dem Unrecht, was in dieser Zeit passiert ist , den Kindern weitergeben. Dein Mann könnte doch auch was für die Geschichtsbücher schreiben... Ich bin jedenfalls froh, dass wir bei den Montagsdemos dabei waren und heute die Freiheit erleben dürfen.
    Einen sonnigen Sonntag Bacaro

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