Dienstag, 16. Dezember 2014

Geguckt statt gelesen: Spreewald-Krimi

Gestern Abend habe ich, über die ZDF-Mediathek, den Spreewald-Krimi vom letzten Sonntag angeschaut. Ein Mann läuft vor einen LKW, will sich auf diese Weise umbringen. Er ist voller Blut, das nicht von ihm stammt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Mann zuvor jemanden getötet hat. Während er im Krankenhaus im Koma liegt, sucht die Polizei die Leiche. Ein andersherum aufgezogener Krimi, was ihn aber auf keinen Fall unspannend machte, im Gegenteil. In Rückblenden erfahren wir, wie das Glück des Gottfried Richter begann, und wie ein sorglos dahin gesagter Satz ganz am Anfang der Beziehung das Saatkorn wachsender Eifersucht wird. Und wie Erwartungen anderer einen Menschen niederdrücken. Nie wird Gottfried den toten Sohn der Hauwalds ersetzen können! Die Spreewaldidylle kommt, wie in allen Filmen dieser Reihe, herrlich kitschig daher. Gerade darum tut der Blick hinter die Kulissen so weh. Richtig gut fand ich die schauspielerische Leistung von Roeland Wiesnekker. Er zeigte die Wandlung des Gottfried Richter vom lächelnden Sonnyboy zum hart schuftenden, von Eifersucht zerfressenen, es den Schwiegereltern nie recht machen könnenden Ehemann und letztendlich Mörder auf beeindruckende Weise. 

Warum erzähle ich Euch von dem Film? Weil er mich sehr nachdenklich zurückließ. Haben wir nicht alle Erwartungen an andere Menschen? Was gibt uns das Recht, zu fordern, wie sie zu sein, sich uns gegenüber zu verhalten haben? Wie sie ihr Leben gestalten? Egal, wie nahe sie uns stehen mögen und wie wichtig uns ihr Glück sein mag. Es ist IHR Glück, nicht unseres. Im Film ging es um die Erwartungen der (Schwieger-)Eltern, ihren neu hinzugewonnenen Sohn betreffend. Diese Situation kann ich in zwei Richtungen nachvollziehen - als Kind meiner Eltern und als Mutter meiner Kinder. Habe ich das Recht, meinen Kindern vorzuschreiben, wie sie ihr Leben führen sollen? Selbst wenn es nur in Gedanken wäre und ich es nie ausspräche. "Zwischen den Zeilen" könnten sie es spüren. Kinder leben in einer anderen Welt als ihre Eltern, mit anderen Grenzen, Horizonten und Hoffnungen. Legte man die "Landkarten des Lebens" von Eltern und ihren Kindern aufeinander, sähe man sofort, dass sie völlig unterschiedliche Ausdehnungen und Ränder haben. Niemand kann auf Dauer innerhalb fremder Grenzen glücklich sein. Zwar werden nur die Allerwenigsten deshalb zum Mörder. Aber ist ein Leben, dessen Ziele fremdbestimmt sind, nicht ein bisschen wie Mord an sich selbst? 

Bis einschließlich Samstag, den 20.12.2014 könnt Ihr den Film in der ZDF-Mediathek finden und online anschauen. Einfach auf den 14.12. klicken und bis 21.45 Uhr (ZDF Neo) scrollen. Mich würde sehr interessieren, welche Meinung Ihr zu der Geschichte habt. 


--> ZDF Mediathek

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