Freitag, 20. März 2015

Ein Brief von Archi


Miau liebe Menschen,

die Welt ist doch besser, als ich dachte. Zumindest gibt es gute Menschen, die selbst einem Streuner wie mir, das Gefühl geben, ein wertvolles Geschöpf zu sein. 

Darf ich mich zunächst einmal vorstellen? Archibald von der Straße und zur Wiese, oder einfach Archi. Ich habe wohl schon drei oder vier Sommer gesehen, so genau weiß ich das nicht, Mathe ist nicht meine Stärke. Ich bin ein Kater und wiege zwischen 4 und 5 Kilogramm. Seit einem kurzen Schläfchen beim Tierarzt im Mai 2014 habe ich das Gefühl, nicht mehr ganz so männlich zu sein wie früher. Eigentlich war das mit dem Tierarzt eine ganz lustige Geschichte:

Von Natur aus misstrauisch und neugierig zu sein, ist eine seltsame Kombination. Eines Tages stand mitten in meinem Revier eine kleine Höhle, aus der es lecker nach Futter duftete. Misstrauisch strich ich drum herum, bis ich nicht widerstehen konnte. Ich war hungrig und es duftete wirklich verführerisch. Das Futter schmeckte genauso lecker, wie es gerochen hatte, doch die Höhle verschloss sich und ließ mich nicht wieder hinaus. Menschen kamen, trugen mich mit der Höhle fort zur Tierärztin. Die empfahl mir einen Verdauungsschlaf, was ja eigentlich ganz nett war. Nur dass meine Eier verschwunden waren, als ich erwachte, verstehe ich bis heute nicht. Also, falls junge Kater das lesen - passt auf, wo Ihr schlafen geht! Nachdem ich mich so richtig ausgeschlafen hatte, brachten die Menschen mich in mein Revier zurück. Wenige Tage später, als mein Magen vor Hunger knurrte wie der große Hund vom Metzger, stand die Futterhöhle wieder dort. Was sollte mir noch passieren? Die Eier waren eh schon fort. Also fraß ich mich satt und wartete auf die Menschen. Tatsächlich kamen sie und ließen mich diesmal sofort frei. Mein Verdauungsschläfchen hielt ich also unter dem Holunderstrauch und nicht beim Tierarzt. Das Spiel begann, mir zu gefallen. Immer, wenn die Futterhöhle auftauchte, fraß ich mich satt. Bald begannen die Menschen, mich zu streicheln. Irgendwann wartete ich schon auf sie, bevor sie die Höhle aufstellten, und lief freudig auf sie zu, um sie zu begrüßen. Die Menschen waren wirklich lieb. Ich erlaubte ihnen sogar, mich auf den Arm zu nehmen und schenkte ihnen ein liebevolles Schnurren. Menschen können ja so dankbar sein, wenn man als Katze nett zu ihnen ist. Darum sah ich fortan bei meiner Lieblingsmenschin ab und zu nach dem Rechten. Ich erwartete sie bereits an ihrem Haus, wenn sie von der Arbeit kam. Sie wusste diese Fürsorge wirklich zu schätzen und kümmerte sich aus lauter Dankbarkeit nicht nur um meine kranken Zähne, die gezogen werden mussten. Sondern auch um das lästige Flohpack, das sich immer wieder in meinem schönen Pelz versteckte und mich quälte. Ich verrate Euch jetzt mal was: Ich bin stark und mutig, aber das ist mein einziger Schwachpunkt - ich hasse Flöhe! Sie beißen, die Haut juckt und brennt und mein Fell beginnt, an den Juckstellen auszufallen. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern ist wirklich auch unangenehm. 

Darum hatte meine Lieblingsmenschin eine Idee: Sie sucht für mich einen anderen Lieblingsmenschen, bei dem ich als Freigänger wohnen darf. Sie selbst hat nämlich schon mehr Katzen, als ich Pfoten habe. Es muss aber ein ganz lieber Lieblingsmensch sein, der sich mit Katzen auskennt. Ich habe noch nie in einem Haus gelebt und weiß nicht, ob mir das gefallen wird. Kommt auf die Bedingungen an. ;-) 

Falls das für DICH zu kompliziert klingt, aber Du trotzdem ein großes Herz für einen kleinen Kater hast, mache ich Dir einen anderen Vorschlag: Du wirst mein Patenonkel oder meine Patentante. Entweder für immer oder so lange, wie Du magst. Ich brauche nämlich jeden Monat meine Flohmedizin, damit die kleinen Quälgeister mich in Ruhe lassen. Die Medizin kostet pro Monat 10 Euro. Ich habe kein Geld, ich bin ja nur ein kleiner Kater. Du könntest sicher nachts viiiel besser schlafen, wenn Du wüsstest, dass der kleine Archi auch in Ruhe schlafen kann, weil seine Haut gesund ist und sein Fell streichelweich, wie es sein soll. Ich schnurre jetzt schon vor Dankbarkeit ...

Also, lieber neuer Lieblingsmensch oder Lieblingsmenschin, liebe Patentante oder Patenonkel für Archi, melde Dich doch bitte bei meiner Pflege-Lieblingsmenschin. Per Mail unter kirstinkatz@web.de Ja, sie heißt wirklich so. ;-) Sie wird Dir alles Weitere erzählen. Ich muss jetzt wieder weg vom Computer und draußen nach den Mäusen gucken. 

Miau-Ciao bis bald


Euer Archi


Samstag, 28. Februar 2015

Gute Nacht, Fuchs und Hasen!

Unser kleines Dorf grenzt an zwei Seiten direkt an den Wald. Im Wald leben Füchse, Uhus, und anderes Getier. Weiter oben auf den Felsen haben wir auch schon Gämsen beobachtet. In der vergangenen Woche kam es zu seltsamen Begegnungen:

Am Wochenende besuchte der Fuchs den Garten einer Familie, genauer gesagt, die dort in einem Käfig seit 5 Jahren glücklichen Zwerghäschen. Schlau und stark muss der Fuchs gewesen sein, denn er hebelte die Tür des Käfigs auf. Von den armen Häschen blieb nur noch ein Fellbüschel zurück. Drei Tage später, am Mittwoch, stand der Fuchs im Garten daneben. Dort wohnt - kein Witz! - Herr Haase, der aber gerade nicht zuhause war. Unser Fuchs  muss wohl die Adresse gelesen und weiteres Frischfutter erwartet haben. Stattdessen fühlte er sich nun ziemlich in die Ecke gedrängt, denn rechts im Garten knurrte ihn die Hündin Luisa an, links fauchte die Katze namens Karotte. Die Flucht nach vorn, zur Straße, wurde sowohl vom Gartentor versperrt, als auch von Mr. J, der kopfschüttelnd und grinsend davor stand. Also Rückzug, ab nach hinten in den Wald verschwand der Fuchs. Am nächsten Tag, so hörte ich, soll ein halbtoter Fuchs am Waldrand vom Jäger den Gnadenschuss bekommen haben. Wahrscheinlich waren die Zwerghäschen von der Sorte "schwer verdaulich". 

Die Dorfkatzen haben ihre eigene Taktik, sich gegen Füchse zu wappnen: Sie geben sich einfach als Hunde aus! Katze Karotte begleitet schon seit Jahren Hündin Luisa bei den Spaziergängen. Und auch unsere beiden, Kater Frodo und Kätzchen Lily, sind zumindest bei der abendlichen Dorfrunde mit Rika, der Mörder jagenden Schnüffelnase, immer dabei. Tierische Dorfpatrouille gegen Füchse. Sollen die doch anderswo wem Gute Nacht sagen!


Foto: Pixabay, freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt von PublicDomainPictures

Dienstag, 16. Dezember 2014

Geguckt statt gelesen: Spreewald-Krimi

Gestern Abend habe ich, über die ZDF-Mediathek, den Spreewald-Krimi vom letzten Sonntag angeschaut. Ein Mann läuft vor einen LKW, will sich auf diese Weise umbringen. Er ist voller Blut, das nicht von ihm stammt. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Mann zuvor jemanden getötet hat. Während er im Krankenhaus im Koma liegt, sucht die Polizei die Leiche. Ein andersherum aufgezogener Krimi, was ihn aber auf keinen Fall unspannend machte, im Gegenteil. In Rückblenden erfahren wir, wie das Glück des Gottfried Richter begann, und wie ein sorglos dahin gesagter Satz ganz am Anfang der Beziehung das Saatkorn wachsender Eifersucht wird. Und wie Erwartungen anderer einen Menschen niederdrücken. Nie wird Gottfried den toten Sohn der Hauwalds ersetzen können! Die Spreewaldidylle kommt, wie in allen Filmen dieser Reihe, herrlich kitschig daher. Gerade darum tut der Blick hinter die Kulissen so weh. Richtig gut fand ich die schauspielerische Leistung von Roeland Wiesnekker. Er zeigte die Wandlung des Gottfried Richter vom lächelnden Sonnyboy zum hart schuftenden, von Eifersucht zerfressenen, es den Schwiegereltern nie recht machen könnenden Ehemann und letztendlich Mörder auf beeindruckende Weise. 

Warum erzähle ich Euch von dem Film? Weil er mich sehr nachdenklich zurückließ. Haben wir nicht alle Erwartungen an andere Menschen? Was gibt uns das Recht, zu fordern, wie sie zu sein, sich uns gegenüber zu verhalten haben? Wie sie ihr Leben gestalten? Egal, wie nahe sie uns stehen mögen und wie wichtig uns ihr Glück sein mag. Es ist IHR Glück, nicht unseres. Im Film ging es um die Erwartungen der (Schwieger-)Eltern, ihren neu hinzugewonnenen Sohn betreffend. Diese Situation kann ich in zwei Richtungen nachvollziehen - als Kind meiner Eltern und als Mutter meiner Kinder. Habe ich das Recht, meinen Kindern vorzuschreiben, wie sie ihr Leben führen sollen? Selbst wenn es nur in Gedanken wäre und ich es nie ausspräche. "Zwischen den Zeilen" könnten sie es spüren. Kinder leben in einer anderen Welt als ihre Eltern, mit anderen Grenzen, Horizonten und Hoffnungen. Legte man die "Landkarten des Lebens" von Eltern und ihren Kindern aufeinander, sähe man sofort, dass sie völlig unterschiedliche Ausdehnungen und Ränder haben. Niemand kann auf Dauer innerhalb fremder Grenzen glücklich sein. Zwar werden nur die Allerwenigsten deshalb zum Mörder. Aber ist ein Leben, dessen Ziele fremdbestimmt sind, nicht ein bisschen wie Mord an sich selbst? 

Bis einschließlich Samstag, den 20.12.2014 könnt Ihr den Film in der ZDF-Mediathek finden und online anschauen. Einfach auf den 14.12. klicken und bis 21.45 Uhr (ZDF Neo) scrollen. Mich würde sehr interessieren, welche Meinung Ihr zu der Geschichte habt. 


--> ZDF Mediathek

Montag, 1. Dezember 2014

Montag? Montag! :-)

Heute las ich sinngemäß: "Was kann der Montag dafür, dass er kein Sonntag ist?" Und immer wieder zum Wochenendende bzw. Beginn der neuen Woche machen Klagen über den Montag die Runde. Mal ehrlich, sehr Ihr diesen Tag wirklich so negativ? 

Ich mag den Montag. Er ist der Start in eine neue Woche mit dem Gefühl, dass ganz viele Möglichkeiten vor mir liegen. Fünf lange Tage, an denen ich sowohl das tun kann, was erledigt werden muss - von mir "Kopfangelegenheiten" genannt, als auch das, was mir Freude macht - "Herzensangelegenheiten". Bei Ersterem fällt es mir manchmal schwer, mich zu überwinden. Um so größer die Freude, wenn diese Arbeit getan ist, ich einen Haken dahinter machen kann und den Kopf wieder frei habe. Die Dinge, die ich richtig gern tue, schenken gleich doppelt Freude - dabei und hinterher. Manchmal passiert es sogar, dass eine Kopfangelegenheit beim Tun zur Herzensangelegenheit wird, dass plötzlich Spaß macht, wovor ich mich lange gedrückt habe. All diese Möglichkeiten bringt der Montag mit sich. 

Schön, wenn ich am Freitagnachmittag auf die Woche zurückblicke und sehe, was ich alles geschafft habe. Nicht so schön, wenn etwas liegen geblieben ist, das eigentlich schon fertig sein sollte. Doch zum Glück kommt ja nach dem Wochenende der nächste Montag. 

Euch allen eine schöne Adventszeit und jeden Tag eine angenehme Mischung aus Kopf- und Herzensangelegenheiten ...




"Schau mal Lily, Jo hat neues Katzenspielzeug auf den Tisch gestellt." 

Mittwoch, 12. November 2014

Novembernebelgrau

Der November zeigt sich inzwischen auch hier von seiner trüben Seite, zumindest zeitweise. Grund genug, trübe Gedanken zuzulassen?

Gestern, auf einem Stück Weg mit dem Hund durchs Donautal

Diese ungewöhnliche Karte flatterte gestern in meinen Briefkasten. Zunächst habe mich sehr über die lieben Grüße gefreut, dann wurde ich nachdenklich.


Was dieser seltsame Glückwunsch bedeutet, verrät die Rückseite der Karte, wo über den persönlichen Grüßen folgender Text steht:

1.357.304 Kinder. Wahnsinnig viel! Aber wie viele von ihnen haben das Jahr 2014 überhaupt erlebt, ihren 50. Geburtstag auch wirklich feiern können? Allein aus meinem Bekanntenkreis - alte Klasse, Parallelklassen - fallen mir über zehn Gleichaltrige ein, die inzwischen verstorben sind! Traurig ... Ich habe versucht, eine Statistik zu finden, die diese Frage beantwortet. Leider vergebens. Aber mir macht diese Karte auch bewusst, welch ein Glück ich habe, noch am Leben zu sein, mich jeden Tag an schönen Dingen zu erfreuen, lieben zu können und geliebt zu werden. Keiner von uns weiß, welcher Tag sein letzter auf dieser Erde sein wird. Das ist auch gut so. Aber wir sollten nicht so tun, als gäbe es für unser Leben eine "Reset-Taste", "Continue" wie in vielen Computerspielen oder die Monopoly-Karte "Gehe zurück auf Los und ziehe 4.000 Euro ein!" 

Also, weg mit den trüben Gedanken und das tun, was uns glücklich macht! Wenn ich mir das Textfoto genauer betrachte, muss ich schon wieder lächeln. Da hat die Post einen Sonderstempel aufgebracht, der teilweise lesbar ist: "Schützt die Natur!" Genau! Stellen wir den Jahrgang 1964 unter Naturschutz und sind besonders gut zu ihm. Ich bin dabei! 

Montag, 10. November 2014

9.11.1989 - Und Ihr so?

Der gestrige Tag ging unspektakulär an mir vorbei. Dabei wurde doch in ganz Deutschland des 9. Novembers 1989 gedacht. Damals fiel die Mauer und veränderte unser aller Leben. Gestern spielte Radio SWR3 Titel von Karat, ganz Deutschland wurde mit einer kostenlosen Sonderausgabe der BILD-Zeitung "beglückt" und in Berlin gab es eine Riesenparty. Vielleicht ist das Thema ja schon so "ausgelutscht", dass Ihr nicht mehr wissen wollt, wer was am 9.11.1989 gemacht hat. Alle Neugierigen dürfen natürlich gern meine ganz persönliche Geschichte lesen: 

Ich saß mit meinem Vater im Plattenbau unten in der Wohnung eines Nachbarn meiner Eltern. Hab dem Mann für 9.000 Ostmark seinen 21 Jahre alten Trabbi abgekauft, weil er "dran" war, einen neuen zu kriegen. Vertrag unterschrieben, Schlüssel und Papiere bekommen. Nur musste ich am nächsten Tag erst mit dem Sparbuch zur Bank, das Geld abheben. Als mein Vater und ich nach oben in die Wohnung meiner Eltern kamen, saß meine Mutter vor dem Fernseher und meinte: "Die Mauer ist offen." Meine spontane Reaktion: "Super! Und ich hab jetzt ein Auto und kann in den Westen fahren!" Was ich im Gegensatz zu manchen Spontanflüchtlingen der ersten Stunden erst eine Woche später tat. 

Der 21 Jahre alte dunkelbraune Trabbi - Spitzname "Rasende Wildsau" leistete uns fast ein Jahr lang treue Dienste. Er war mit uns in Hamburg, Berlin, Heidepark Soltau und Vogelpark Walsrode. Dann nahm uns ein schneller neuer Westwagen die Vorfahrt. Den "Trabbi-Schrott" verkaufte ich für den symbolischen Preis von 1 DM an einen Rollstuhlfahrer auf der Insel Usedom, der ihn sich selbst auf Handbedienung (Hycomat) umbaute und damit über die Insel flitzte. Gerüchte sagen, das tut er heute noch. ;-) Ach ja, und der am 9.11.1989 nigelnagelneue Trabbi des Nachbarn meiner Eltern war zu dem Zeitpunkt auch nur noch den symbolischen Preis von 1 DM wert ...

Heute lebte ich nicht mit Mr. J im Oberen Donautal und schriebe Bücher, meine Kinder hätten nicht schon die halbe Welt bereist und überall Freunde gefunden, und die aus Rumänien stammende Hundedame wäre kein Teil unserer Familie geworden, wenn nicht vor 25 Jahren die Mauer gefallen wäre. Dankbarkeit ist ein Wort, das für mich sehr gut hierher passt.


Leider existiert kein einziges Foto unserer "Rasenden Wildsau". Stattdessen hier ein Bild vom Erik in einem anderen Trabbi.

Ich würde mich freuen, auch Eure ganz persönlichen Erlebnisse vom 9.11.1989 zu lesen.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Liselotte, Beatrice, Rosi und ein unbekannter Dialekt

Am Freitag fuhr ich nach Stuttgart, um Mr. J vom Flughafen abzuholen. Auf dem Weg dorthin hielt ich in Dusslingen bei Tübingen, denn ich wollte den virtuellen Facebookfreund Thomas Leon Heck in seinem Antiquariat zu besuchen. Ich gebe zu, ich war sofort begeistert von den "Heckschen Hallen"! Stellt Euch ein riesiges Gebäude vor, dessen innere Wände von einem Labyrinth aus Bücherregalen gebildet werden. Diese sind logisch geordnet - man findet z.B. geschichtliche Bücher, unterteilt in griechisch, römisch, Mittelalter usw. Oder einen großen Stapel "Präsidentengattinnen" von Jacky O. Kennedy bis Michelle Obama. Ich habe nur einen Bruchteil gesehen, es muss auch eine obere Etage geben, denn ich hörte Hundegetrappel über mir. (Rika hat sich sofort mit dem Hund des Besitzers auf eigene Erkundungstour begeben). Auch Gemälde, Geschirr, alte Handschriften, Wanduhren, Hausrat ... findet man hier. Am Freitag stieß ich zufällig auf zwei kleine Schätze, die mich nach Hause begleiteten.

1. "Die Briefe der Liselotte" - klar, dass ich DIE haben musste! Liselotte von der Pfalz (1652 - 1722) soll während ihres siebzigjährigen Lebens etwa 60.000 Briefe geschrieben haben, von denen etwa 3.000 erhalten sind. Die in Heidelberg geborene spätere Herzogin von Orleans beschreibt darin vor allem die Zustände am französischen Hof und äußert sich oftmals kritisch über ihre adligen Mitmenschen. Wie gut, dass ich die schöne altdeutsche Fraktur Schrift lesen kann! 


Mit sieben Jahren bekam sie ein Hundchen ;-) Glückliches Kind! Aber ob sie DEN Brief wirklich selbst schrieb?

2. "Der arme Poet" von Carl Spitzweg. Dieses Bild ist ja schon fast ein running gag in Bezug auf unser ehemals undichtes Dach! Seit letzter Woche ist das neue Dacht komplett fertig. Das Bild von Spitzweg ist eine liebevolle Erinnerung an die Indoor-Regen-Zeit und freundliche Bauarbeiter aus dem Norden.


Schätze - Frodo wollte unbedingt mit aufs Bild! 

Interessant war dann vor allem ein Gespräch mit Thomas.  Ich erzählte, dass mich als Kind ein Gemälde sehr beeindruckt hätte. Darauf sei ein Mädchen abbildet, das angeblich seine Eltern ermordet hat. Sofort kam: "Beatrice Cenci, von Guido Reni." Recht hat er, wie google bestätigte. Die Geschichte der Beatrice ist allerdings etwas anders, als Liselotte (!!!) sie mir vor Jahrzehnten erzählte. Traurig, grausam und ziemlich ungerecht, finde ich. Lest selbst:



"Beatrice Cenci" ©Wikigallery.org

Wenn Ihr jetzt Lust bekommen habt, den genannten Autoren, Auktionator,  Verleger, Antiquar und Kunstexperten in seinen Heckchen Hallen zu besuchen, dann schaut doch zunächst einmal auf seine Website: 


Zum Schluss noch etwas Lustiges. Als die Bauarbeiter aus Güstrow unser Dach sanierten, sprach mich Rosi,  unsere Nachbarin an. "Die haben ja so einen schönen Dialekt, was ist das?" fragte sie. "Das", antwortete ich lächelnd, "ist Hochdeutsch." Wir lachten beide herzhaft, denn Rosi ist und bleibt Schwäbin.